Seite:Die Goldkarawane.pdf/161

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durch Schüsse verjagt worden war. Wir zerrten die noch in den Riemen steckende Hyäne zu dem aufgedunsenen Kadaver hin, gaben sie frei und beobachteten von fern, wie sie heißhungrig sich sofort über den Riesenbraten hermachte. Ich gönnte ihr den Leckerbissen von Herzen. Sie hatte mir ja ohne Zweifel wenn nicht das Leben, so doch die Freiheit gerettet.

Dann brachen wir auf. Die Fährte der Channeks und ihrer Verbündeten war im Wüstensande nur noch hier und da zu erkennen. Wir brauchten sie kaum. Wir wußten, wo wir Ibrahim, Rastra, die drei Edlen und Ulmed Rischa wiederfinden würden: am Dschebel el Tit.

Unser Weg führte uns jetzt durch die ödesten Teile der Sahara. Hier paßte die Bezeichnung Sandmeer vortrefflich. Bis zum Abend des ersten Tages ritten wir stets in den Tälern zwischen Wanderdünen dahin. Kein Halm, kein Strauch bot auch nur einige Abwechselung. Nach Eintritt der Dunkelheit rasteten wir bis gegen elf Uhr abends. Dann erschien der Mond. Die Beleuchtung genügte jetzt, die breite, stellenweise allerdings schon völlig verwehte Fährte des großen Menschen- und Viehtrosses weiter zu verfolgen. Gerade darauf, daß die Channeks ja eine Herde von etwa zweihundert Schafen, Ziegen und Rindern bei sich hatten, bauten wir unsere Hoffnung auf, den Trupp bald einzuholen. Wir beide wunderten uns, weshalb die Nomaden die Herde nur mitgenommen haben könnten, die ihnen doch jetzt nur hinderlich war, wo sie nach dem nach Augustus Ansicht etwa acht Tagereisen entfernten Dschebel el Tit wollten. Sie hätten sie doch auch zurücklassen oder langsamer nachfolgen lassen können. Gewiß - die Möglichkeit lag ja vor, daß der größere Teil der Reiter sich bald von der Herde getrennt habe und vorausgeritten sei. An der Fährte ließ sich dies nicht erkennen. Als ich Augustus gegenüber mich in dieser Weise äußerte, deutete er auf

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/161&oldid=- (Version vom 31.7.2018)