Seite:Die Goldkarawane.pdf/163

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Oben auf dem linken Rande des Engpasses erhob sich hinter einem Felsstück jetzt derselbe lange Channek, der damals so vortrefflich meinen Ibrahim am Lagerfeuer dargestellt hatte. Und neben ihm ragten aus einem Sternhaufen vier Gewehrläufe hervor, die auf so kurze Entfernung sehr unangenehm werden konnten.

Augustus fluchte leise.

„Ich verdammter alter Esel! So blindlings in diese wunderschöne Falle zu rennen!“

Der junge Channek fühlte sich so sehr Herr der Lage, daß er ruhig aufrecht stehen blieb und uns jetzt befahl, abzusteigen und vor unsere Tiere zu treten.

Inzwischen hatte ich mir schon überlegt, daß wir auf keinen Fall uns so ohne weiteres ergeben dürften. Jetzt, wo ich damals doch zwei Tuareg vielleicht für immer durch die Beinschüsse zu halben Krüppeln gemacht hatte, mußten wir auf das Schlimmste gefaßt sein, jedenfalls damit rechnen, so sicher gefesselt zu werden, daß ein Entweichen unmöglich war.

Ich tat daher, als ob ich absteigen wollte, flüsterte aber Augustus zu: „Im Galopp geradeaus! Vorwärts!“

Ebenso hastig die Antwort: „Auf keinen Fall! Keine neue Dummheit. Ein Kugelloch im Leibe ist kein Mückenstich!“

Ich begriff den Kleinen nicht. Aber ich fügte mich.

Kaum standen wir vor unseren Tieren, als wir von rückwärts gepackt wurden. Die ersten Strahlen der Sonne fanden uns als Gefangene in einer großen Schlucht wieder, in die jener uns so unheilvoll gewordene Engpaß mündete.

Sechs Zelte standen hier neben acht verkümmerten Dattelpalmen, denen die kleine Wasserlache in der Mitte der Schlucht nicht genügend Feuchtigkeit zu besserem Gedeihen spendete. Dafür wucherten Salzsträucher und andere Wüstenpflanzen desto üppiger, so daß dieses tiefe Tal mit seinen steilen Ufern einen nach all den kahlen

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/163&oldid=- (Version vom 31.7.2018)