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daß man mich für den gefährlicheren und auch für den hielt, der vor kurzem in der nördlicheren Oase unsere Flucht ermöglicht hatte. Ich sollte daher absichtlich etwas Kraft und Unternehmungslust einbüßen.

Ich lag so, daß ich das Lager und auch die Einmündungsstelle des Engpasses in die Schlucht übersehen konnte, sobald ich den Kopf ein wenig hob. Dann vermochte ich auch Augustus ins Gesicht zu schauen, der jetzt, als ich es versuchsweise tat, mir mit einem Lächeln zunickte, das meine Vermutung nur bestätigte, er hätte die Ohnmacht vorhin lediglich deshalb vorgetäuscht, um uns eine günstige Möglichkeit zur Flucht zu verschaffen.

Abermals etwa eine Stunde später sah ich zwei Channeks, die sich auf ihren Reitkamelen bereits aus der Schlucht entfernt hatten, als wir noch aufrecht an die Palmen gebunden waren, sehr eilig zurückkehren und mit dem Anführer eine Weile sprechen. Dieser erteilte jetzt verschiedene Befehle. Dann wurden in großer Hast die Zelte bis auf eins abgebrochen und das Zeltmaterial in den Sträuchern versteckt. Die Channeks selbst verließen darauf zu Fuß die Schlucht nach dem Kanon zu. Nur vier blieben bei uns, banden uns los und schleppten uns gleichfalls ins Gesträuch, wo sie uns Rücken an Rücken aneinanderhanden und auf die Erde legten. Nur einer setzte sich zu uns. Die anderen drei eilten wieder von dannen. Wir befanden uns jetzt also mit dem Wächter allein auf einer kleinen Lichtung in einem ziemlich dichten Gebüsch, das die Aussicht nach allen Seiten hin versperrte. Die Gelegenheit uns zu befreien, war also sehr günstig. Leider hatte man unsere Handgelenke jedoch so eng umschnürt, daß es unmöglich war, die Fesseln abzustreifen. Ich versuchte es eine Weile, bis Augustus – wir lagen ja Rücken an Rücken eng beieinander da! – mir zuraunte: „Keine unnötigen Anstrengungen! Warten Sie ab!“

Worauf sollte ich warten?! – Gewiß – daß sich

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/166&oldid=- (Version vom 31.7.2018)