Seite:Die Goldkarawane.pdf/175

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der Channek seitwärts aus dem Sattel, blieb im linken Steigbügel hängen und wurde so von dem Pferde mitgeschleift, das mir jetzt ohne Zügelführung von selbst auswich.

Die übrigen hätten vielleicht gleichfalls eine Attacke auf uns gewagt, wenn nicht ihr Anführer so blitzschnell für seinen Ungehorsam bestraft worden wäre. Nur deshalb hatte ich ihn ja auch geopfert – als abschreckendes Beispiel!

Sie befolgten nun genau, was von ihnen verlangt wurde. Einer von ihnen mußte auch die Armfesseln der drei Tireks lösen, die nun sofort jeder eine der Büchsen der Channeks aufhoben und uns halfen, die Feinde völlig zu entwaffnen und sie dann einzeln an Bäume zu binden.

Einer der Tireks, eine schlanke, sehnige Erscheinung, war mir sowohl durch seine helle Hautfarbe als auch durch seine reichere Kleidung aufgefallen. Bisher hatten wir noch nicht Zeit gefunden, auch nur ein paar Worte zu wechseln. Jetzt sprach er mich in fast fehlerfreiem Französisch an, erklärte er sei Gura ben Gohri, der Scheich der Tireks, und bedankte sich dann bei uns in so höflicher Weise für seine Befreiung, daß ich sofort vermutete, er müsse längere Zeit unter Europäern gelebt und dort diese fast weltmännischen Umgangsformen angenommen haben. Später erfuhr ich denn auch, daß er zwei Jahre in Paris gelebt und hier auf Wunsch seines vor kurzem verstorbenen Vaters abendländische Bildung und mancherlei praktische Kenntnisse sich erworben habe.

Sieben seiner Leute waren von den Channeks aus dem Hinterhalt von den Pferden geknallt und, da sie sämtlich nicht sofort tot gewesen, nachher durch Pistolenschüsse vollends abgetan worden. Ihn hatte man wohl absichtlich geschont, um von dem Stamme für die Person seines Scheichs ein recht hohes Lösegeld in Gestalt von Vieh erpressen zu können.

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/175&oldid=- (Version vom 31.7.2018)