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jenem Channek, der uns verriet, daß der ganze Trupp unserer Gegner auf dem kürzesten Wege nach dem Dschebel el Tit eilen wollte, wo der angebliche Graf von Ulmed Rischa auf besonders grausame Weise hingemordet werden sollte, ein Schauspiel, das die Tuareg sich nicht hatten entgehen lassen wollen.

Leider waren sich der Scheich und Augustus Wruke über die einzuschlagende Richtung und den kürzesten Weg nach dem Berge der Quellen uneinig, die auch Gura ben Gohri schon einige Male aufgesucht hatte, da sich dort in der Nähe ein altes Heiligtum der Muslims befand, in dem ein angeblich mehrere hundert Jahre alter Marabut[* 1] hauste, der von den Pilgern stets reiche Geschenke erhielt.

Augustus glaubte den Dschebel el Tit mehr nach Westen zu gelegen, während der Scheich ihn direkt südlich vermutete. Sie einigten sich dann auf die Mittellinie zwischen beiden Richtungen. Von Gura ben Gohri, mit dem ich mich schnell anfreundete, hörte ich auch Näheres über den uralten Tempel, der schon aus den Zeiten der ersten Eroberungszüge der Araber stammen sollte und dessen Vorhandensein von den Nomadenvölkern der Sahara durch stillschweigende Abmachung streng verheimlicht wurde, um nicht die Neugier der Ferengi zu reizen und den heiligen Ort durch sie entweihen zu lassen. Er beschrieb mir die Bauart des Tempels und auch dessen Lage in einem von hohen Felswänden eingeschlossenen Kessel, der etwa einen halben Tagemarsch westlich des Berges der Quellen zu finden sei.

Am meisten an diesem Heiligtum interessierte mich der dort hausende Marabut, der für die Beduinen seit einigen Jahren eine Art Orakel, gleichzeitig aber auch Wunderdoktor war und schon unzähligen Kranken

  1. Mohammedanischer Einsiedler, der als heilig verehrt wird.
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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/177&oldid=- (Version vom 31.7.2018)