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den Weg zu unserem Lager niemals finden! Ich würde diese neuen Strapazen niemals aushalten! Und dabei klebten mir die Kleider feucht vor Schweiß am Körper, dabei lief mir jetzt schon wieder ein Frösteln über den Leib hin. – Die Nachtkälte der Sahara ist gefährlich. Das wußte ich. Gerade der plötzliche Wechsel von erschlaffender Hitze zu einer Temperatur nahe dem Gefrierpunkt greift die Lungen stark an. Ich mußte vorsichtig sein.

Daß meine am Rande der Talwand aufrecht dastehende Gestalt sich klar gegen die Umgebung abhob, daran dachte ich nicht. Ich war noch nicht völlig Herr meiner Gedanken nach all den wildbewegten Szenen, die ich als Unbeteiligter hier miterlebt hatte.

Da – ich prallte zurück wie unter einem jähen Schlage – vom Tempel her eine volle, tiefe Stimme, – jedes Wort verständlich trotz der vielleicht hundert Meter betragenden Entfernung:

„Wer bist Du? Was suchst Du hier? Du bist ein Giaur (Ungläubiger), ein Ferengi! Ich sehe es an Deiner Kleidung!“

Der erste Schreck war schnell überwunden. – Mit der Wahrheit kommt man am weitesten. Ich nahm alle meine arabischen Sprachkenntnisse zusammen, rief als Antwort hinüber:

„Ich bin ein Reisender aus Germanistan, der hier Land und Leute kennen lernen will. Räuberische Channeks, vielleicht dieselben, die soeben den Tempel angegriffen haben, entführten meinen Diener Ibrahim. Ich habe sie verfolgt. Zufällig geriet ich dann in dieser Nacht in die Nähe dieses Talkessels. Das Gebrüll der Löwen und die Schüsse lockten mich her. Ich wollte Dir helfen.“

Ein paar Minuten nichts. Der Marabut schien zu überlegen. Dann seine Erwiderung:

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/186&oldid=- (Version vom 31.7.2018)