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weniger als vier Gewehre hängen, zwei auf jeder Seite. Sie mußten ihn sehr behindern. Und – wo hatte er sie nur her? Etwa bei seiner Flucht gleich mitgenommen?! – Er war doch wirklich ein tüchtiges Kerlchen!

Die sechs Tuareg hatten ihn nun gleichfalls erspäht, wurden lebendig. Wenn Augustus die jetzige Richtung beibehielt, mußte er keine hundert Meter an ihnen vorüber. Die Tuareg schoben jetzt ihre Flinten vor, duckten sich aber vorsichtig hinter ihre Felsen, um sich nicht zu früh sehen zu lassen.

Ich schlich von hinten an sie heran, erst durch ein kleines Tal, dann hinter Steinblocken entlang, wählte nun einen Platz, von dem aus ich sie alle sechs in voller Gestalt auf Schußweite vor mir hatte. Augustus war meinen Blicken jetzt durch eine dazwischenliegende Bodenwelle entzogen. Fünf Minuten vergingen. Nichts geschah. Dann machten die Tuareg lange Hälse, spähten über den Rand ihrer Felsblöcke hinweg, besprachen sich eifrig, schauten wieder nach der Wüste hinaus, legten ein paar Mal ihre Flinten an, setzten wieder ab. Ich wußte nicht, was ich davon halten sollte. Wieder verstrichen einige Minuten. Zufällig blickte ich jetzt nach rechts.

Ah – ich traute meinen Augen nicht! – Dort hinter ein paar armseligen Distelsträuchern blinkte ein heller runder Fleck: es war Augustus Wrukes kahler Schädel! – Augustus ohne sein Käppi?! Ich war sprachlos! Wo hatte er denn nur die geliebte Zierde seines Hauptes gelassen?!

Doch der kleine, wackere Kerl ließ mir keine Zeit, solchen jetzt nebensächlichen Gedanken nachzuhängen. Daß ich in der Nähe war und ihn beobachtete, ahnte er nicht. Er hatte sich jetzt lang auf den Boden gelegt, hob eines der Gewehre, zielte, schoß.

Drüben machte einer der Tuaregs einen Luftsprung, sank zu Boden.

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/198&oldid=- (Version vom 31.7.2018)