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auch über die Oberfläche des kleinen Sees hinwogten.

Dies also war der Dschebel el Tit!

Und dort links von unserem Versteck etwa hundertfünfzig Meter entfernt lagerten die Channeks und ihr Anhang auf demselben abschüssigen Plateau, das vor dreiundeinhalb Jahren der Schauplatz jenes fürchterlichen Mordens gewesen, dem nur zwei Mann entronnen waren: Der jetzige Heilige des alten Tempels und Augustus Wruke.

Unser Schlupfwinkel lag höher als das Plateau. Wir konnten mithin alle Vorgänge im feindlichen Lager deutlich beobachten. Wir zahlten acht Zelte, die im Halbkreis nach Süden zu aufgestellt waren. Davor brannten mehrere Feuer, an denen die Bande soeben ihre Mahlzeit zubereitet hatte. Die gefangenen Tireks waren mit Ausnahme ihres Scheichs weiter nach Süden in einem Tale untergebracht worden, wo sich auch sämtliche Reittiere – auch unsere Falben und Augustus Wrukes Flora – befanden. Scheich Gura ben Gohri, Ibrahim und die drei Löwenjäger lagen gefesselt neben dem Zelt am weitesten links.

Das war das Bild, das sich uns von unserem Versteck aus darbot. Es änderte sich sehr bald insofern, als Ulmed Rischa, der mit Rastra, einem älteren Channek und zwei Tuareg an einem der Feuer gesessen hatte, sich jetzt erhob, Rastra zuwinkte und mit ihm dann langsam dem runden Tale zuschritt, über dem das Plateau als dünne Felsenkanzel sich noch gut acht Meter weit fortsetzte. Von dieser Felsenkanzel hatte damals der schwerverwundete[1] Spanier die Goldkisten in den See hinabgestürzt. Und hier blieben nun auch der Berber und Rastra dicht am Rande in lebhafter Unterhaltung stehen, die jedoch sehr schnell in einen heftigen Wortwechsel ausartete, wie wir besonders an Rastras erregten Armbewegungen sahen. Was sie sprachen, verstanden wir

  1. Vorlage: schwerverwundeten
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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/202&oldid=- (Version vom 31.7.2018)