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beraubte, also völlig nackte Steltra roh über den Rand der Festplatte ein paar Meter abwärts sauste, dann aber an dem ihm unter den Armen durchgezogenen Riemen hängen blieb, ahnte ich, welche Art von Rache der geohrfeigte Berber ersonnen hatte, – eine Rache, wie sie bestialischer kaum sein konnte.

Augustus hatte mir schon vorher erzählt, daß das Wasser des Sees gleichfalls beinahe kochend heiß war. Und nun wollte Ulmed Rischa ohne Zweifel Steltra dort hineintauchen, also ihn dem qualvollsten Tode überantworten, den man sich nur ausdenken kann.

Der falsche Graf, dem man Arme und Beine freigegeben hatte, schien zu wissen, was ihm bevorstand. Sein wahnwitziges Angstgebrüll verstummte nicht einen Augenblick, und seine krampfhaften Versuche, an den beiden Riemenenden hochzuklettern, erweckten immer wieder die unmenschliche Heiterkeit seiner Peiniger.

Kaum war ich mir darüber klar geworden, auf welche Weise Steltra sterben sollte, als ich auch schon Augustus zuraunte, wir dürften dieser Bestialität auf keinen Fall untätig zuschaun. In wenigen Sekunden entwickelte ich ihm sozusagen im Depeschenstil meinen Plan, ließ ihm meinen Stutzen da, mit dem er jetzt ebenso gut wie ich umzugehen wußte, und nahm nur eins seiner Gewehre mit. Unbemerkt kam ich aus unserem Versteck in eine enge Schlucht, die in jenes Tal abwärtsführte, wo die Leittiere und auch die gefangenen Tireks noch befanden. Schnell hatte ich festgestellt, daß nur drei Wächter hier zurückgelassen waren. Sie standen gerade beieinander und unterhielten sich. Die Tireks lagen abseits an einer Naturhecke stachliger Mimosensträucher. Da die Pferde beim Grasen sich zwischen die Wächter und die Gefangenen geschoben hatten, durfte ich es getrost wagen, die Tireks loszuschneiden. Im Augenblick hatte ich ihnen die nötigen Anweisungen gegeben, und wie eine Horde Teufel stürzten sie sich nun auf die drei Channeks.

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/204&oldid=- (Version vom 31.7.2018)