Seite:Die Goldkarawane.pdf/34

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und kein Hahn kräht mehr nach Ihnen! Ich drohe nie umsonst. Vielleicht haben Ihnen schon Ihre Auftraggeber mitgeteilt, welch gefährlicher Mensch ich bin. Also – heraus mit der Sprache. Ihr Leben hängt tatsächlich an einem seidenen Faden!“

Da packte mich die Wut über diese hirnverbrannten Anschuldigungen.

„Mann, Sie wollen ein Deutscher sein! Denn daß Sie’s sind, höre ich ja Ihrer Sprache an! Und da besitzen Sie, mögen Sie sonst sein, wer Sie wollen, die lächerliche Halsstarrigkeit, sich nicht von einem Verdacht gegen mich abbringen zu lassen, der durch nichts begründet ist, da wollen Sie einen Unschuldigen hinmorden, nur weil er das verfluchte Pech hatte, die Kabine neben der Ihrigen zugewiesen zu erhalten!“

Was ich sonst noch in höchster Empörung ausstieß, weiß ich nicht mehr, nur das eine, daß ich ihn sehr wohl in seiner Verkleidung als schmutziger Bettler erkannt hätte. – Dies war nun freilich nicht ganz die Wahrheit, denn mir war erst heute dieser Verdacht gekommen, weil es mir auffiel, daß der zottelbärtige Kerl plötzlich neben mir am Hafen aufgetaucht war, während er bisher stets nur den Boulevard de la Republique unsicher gemacht hatte.

Auf meine lange Rede hin, die meines Erachtens auf jeden nicht Voreingenommenen ihre Wirkung nicht hätte verfehlen können, erwiderte er nur mit eisiger Ruhe:

„Gut, wie Sie wollen! Sie lügen weiter! Ich werde ehrlich sein: Ich war der Bettler, trage noch jetzt diese Verkleidung, da ich mich als Zuitenbrook nicht mehr sicher fühlte. – Ich gehe jetzt. Sie werden es bereuen, mich belogen zu haben. Geben Sie sich auch keine Mühe, Hilfe herbeizurufen. Dieser Brunnen gehört zu einem verlassenen, abseits liegenden Hause, dessen Bewohner Aussätzige waren und das daher von der Polizei

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/34&oldid=- (Version vom 31.7.2018)