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Orte Mescheria einen längeren Ausenthalt durch den Brand eines Waldgebietes, das von dem Schienenstrange durchschnitten wird. Die Bahnbeamten wußten mir zu erzählen, daß das Feuer von einem Beduinenstamm angelegt sei, der sich durch derartige Riesenbrände schon häufiger neue Weideplätze zu schaffen versucht habe.

Unser Zug mußte vier volle Tage auf offener Strecke halten, während vor uns der durch eine lange Trockenheitsperiode ausgedörrte Wald in hellen Flammen stand. Hätte uns die Feuersbrunst mitten in dem Waldgebiet überrascht, waren wir verloren gewesen. So aber hatten wir noch mit Volldampf dem Unheil nach rückwärts entrinnen können.

Während dieser vier Tage hatte ich nun eine Begegnung mit drei anderen Fahrgästen, die ich notwendig etwas eingehender schildern muß.

Unweit der Haltestelle des Zuges lag ein von Berbern bewohntes Dorf, in dem wir, Ibrahim und ich, uns in einer leeren Hütte ohne weiteres einquartiert hatten. Es war ein Reisigbau, mit Halfa-Gras gedeckt, also derselben Grasart, die aus Algerien in Unmenge nach Europa zur Papierfabrikation ausgeführt wird. Ibrahim hatte diese Unterkunftsmöglichkeit für uns ausgekundschaftet, und ich war froh, dem engen Abteil auf diese Weise kostenlos entgangen zu sein.

Die Berber waren mir wie allen den Muslims (Mohammedanern) verhaßten Rumihs[* 1] gegenüber sehr zurückhaltend. Über den Waldbrand freuten sie sich offenbar sehr – Schadenfreude! Ibrahim kam schneller mit ihnen in freundschaftliche Beziehungen, kaufte Früchte und ein paar Hühner ein und hatte gerade gegen Abend kurz nach unserem Einzuge ein Huhn am Bratspieß, als vor uns drei Europäer erschienen, die ich bis dahin unter den Fahrgästen nicht bemerkt hatte.

  1. Christen.
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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/50&oldid=- (Version vom 31.7.2018)