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Sie trugen eine Art Jagdkostüm von grünem, derbem Leinen und zeigten trotz ihrer vierschrötigen Gestalten und ziemlich rohen Gesichter eine gewisse stutzerhafte Aufmachung.

Als sie mich dann ansprachen und fragten, ob wir ihnen nicht einen Teil der Hütte – sie war tatsächlich durch eine Reisigwand in zwei gleiche Hälften geschieden - abtreten wollten, tauchte sofort eine ganz bestimmte Erinnerung an meine Heimatstadt Berlin in mir auf.

Dort hatte ich seit Jahren gewohnt, dort auch Karl Weber, den Vorbesitzer und Erfinder des Stutzens, kennengelernt, und dort in dem Vorort Halensee war es gewesen, wo ich in der sog. Versuchsanstalt für Handfeuerwaffen vor meiner Abreise meine ersten Schießübungen mit dem Stutzen und den Revolvern meines Freundes angestellt hatte. Die Versuchsanstalt besitzt auch Stände für bewegliche Ziele. Damals hatten nun außer mir besonders drei Männer sehr viel diese Schießstände benutzt, die offenbar vordem mit Gewehren nie umgegangen waren. Obwohl ich diese drei nun persönlich nicht kennen lernte, hatten sich ihre Gesichter mir doch so gut eingeprägt, daß ich sofort wußte, weshalb mir diese geschniegelten Sonntagsjäger hier im Berberdorfe so sehr bekannt vorkamen.

Sie selbst erinnerten sich an mich nicht mehr. Das mochte daran liegen, weil ich mir seit kurzem einen Spitzbart wachsen ließ, in der sicheren Annahme, in der Sahara mich mit einem Rasierzeug nur lächerlich zu machen.

Ich hatte keinen Grund, den dreien ihre Bitte abzuschlagen, zumal ich ja selbst hier nur Mieter ohne Wohnerlaubnis war. Sie stellten sich mir dann als Deutschrussen aus dem Baltikum vor, nannten sehr hochtönende Namen: Baron von Wexel, Graf von Steltra und von Dunnleit. – Das Deutsche sprachen sie leicht gebrochen.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/51&oldid=- (Version vom 31.7.2018)