Seite:Die Goldkarawane.pdf/55

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darüber verlangt, wo meine „Auftraggeber“ sich jetzt befänden, – er meinte die Leute, die mich als Spion zu seiner Beobachtung gedungen hätten.

Ich glaube, wohl jeder wäre in diesem Augenblick genau auf denselben Gedanken wie ich gekommen: die drei Balten könnten die „Auftraggeber“ sein!

Und jeder hätte jetzt auch wohl dasselbe getan wie ich, – nämlich weiter den gelegentlich Schnarchenden gespielt und in Wahrheit – gehorcht!

Nun – dieses Horchen wurde mir leider durch die Vorsicht der drei Mitbewohner sehr erschwert. Sie flüsterten nur. Ich hörte nur hin und wieder einen halben Satz, ein paar Worte, konnte mir daraus aber immerhin zusammenreimen, daß sie eine vor mehreren Jahren in der Sahara verschollene, Goldbarren in Kisten mit sich führende Karawane suchen wollten, jedoch fürchteten, daß ihnen ein anderer Mann, den sie stets nur mit „er“ bezeichneten, dabei zuvorkommen könnte. Diesen „er“ – daß es sich hier um Zuitenbrook-Rastra handelte, dessen war ich sicher! – haßten und fürchteten sie offenbar in gleichem Maße.

Nur ein paar Sätze vernahm ich ganz deutlich, weil der lange Dunnleit mit seiner hellen Stimme sie aussprach. Sie lauteten ungefähr:

„– die beiden Juweliere in der Straßenbahn nannten ja den Ort, – Berg der Quellen, Dschebel el Tit, sollte er heißen. Wir müssen herausbekommen, wo er zu suchen ist.“

Jedenfalls ließ diese Nacht in mir den Entschluß reifen mich mit den drei „Balten“, die merkwürdigerweise bei ihrem Gespräch über die Goldkarawane recht fließend Deutsch gesprochen hatten, also zweifellos recht dunkle Ehrenmänner waren, doch auf besseren Fuß zu stellen und zunächst wenigstens mich ihnen anzuschließen.

Ich tat dies so geschickt, daß sie nicht ahnten, weshalb ich mich jetzt eines anderen besonnen hätte, und

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/55&oldid=- (Version vom 31.7.2018)