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Arme etwas steif geworden, und ich wollte gerade mit Freiübungen beginnen,“ erklärte ich frech und seelenruhig.

Sie schauten mich verdutzt an. Um dieses Thema nicht länger erörtern zu lassen, fragte ich nun meinerseits mit ehrlichem Erstaunen:

„Wo haben Sie denn all die Straußenfedern her?“

Jeder von ihnen hatte nämlich gut ein Dutzend tadellose Federn in der Hand.

„Woher?!“ meinte Baron von Wexel, ein kleiner, grobknochiger Mensch mit schwarzem Spitzbart und einer Stupsnase, voller Stolz. „Natürlich von Straußen, die wir erlegt haben.“

Ich war starr. „Hier – hier so nahe dem Dorfe so viel Strauße?! Unmöglich!“ sagte ich kopfschüttelnd.

„Blech!“ schnauzte der Graf von Steltra mich an. Er war der ungeschliffenste der drei, ein Kerl wie ein Ringkämpfer mit einem bartlosen Vollmondgesicht. „Unmöglich?! Haben Sie ne Ahnung! Eine ganze Herde Strauße haben wir da drüben hinter einer Steinmauer beschlichen und fünf davon runtergeknallt.“

Steinmauer! Mir ging ein Licht auf.

„Um Himmels willen – wie konnten Sie nur!“ rief ich. „Sie mußten sich doch selbst zusammenreimen, daß die Tiere zu einer Straußenfarm gehörten, von denen es hier in Algerien eine ganze Menge gibt! Die Strauße werden dort in halber Freiheit gezüchtet, um mühelos durch Ausrupfen ihre Federn gewinnen zu können. Wenn der Farmbesitzer Wind von dieser Ihrer sogenannten Jagd bekommt, kostet Ihnen die Geschichte ein Heidengeld!“

Da wurden meine drei Jäger doch sehr kleinlaut, legten die Federn schleunigst auf einen großen Stein zusammen und folgten mir ebenso kleinlaut nach unserem Lagerplatz, wo Ibrahim inzwischen das Essen zubereitet hatte.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/62&oldid=- (Version vom 31.7.2018)