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Stoff ebenso wie sein sonstiger, reich gestickter Anzug gefertigt war, hatte über dem Sattel eine Doppelbüchse ohne Hähne, also ein ganz modernes Gewehr liegen. Er war’s, der uns in französischer Sprache anrief:

„Ihr habt fünf meiner Strauße geschossen. Ich bin Ulmed Rischa, der Farmbesitzer. Ihr seid Spitzbuben, Gauner, Diebe, Räuber, Plünderer, Schufte, Schurken, Halunken! Ihr werdet mir für jeden Strauß fünfhundert Franc bezahlen.“ Es war bewundernswert, wie glatt ihm all diese Schimpfworte über die Lippen kamen. Er mußte sie offenbar häufiger gebrauchen.

Meine drei Gebieter, die leidlich im Französischen Bescheid wußten, sprangen jetzt auf. Selbst ihnen war diese Blütenlese von Schmeichelnamen zuviel. Und der Ringkämpfer-Graf riß nun seinen Drilling hoch, schlug auf den stattlichen Berber an und brüllte:

„Was – fünfhundert für so ein Vieh! Das ist Erpressung, eine Gemeinheit, – da such’ Dir nur andere Dumme, die das bezahlen!“

Ah – ich hatte mich geirrt. Nur die geforderte Summe erregte den Unwillen der drei Edlen, nicht die Beschimpfung.

Der Berber lächelte verächtlich. „Wenn Ihr nicht zahlt, nehme ich Euch alles weg, was Ihr besitzt – alles,“ erklärte er gelassen. Dabei winkte er seinen Leuten, die sofort absprangen und ihre langen Flinten auf uns richteten. – Nein – nicht alle sprangen ab. Einer blieb im Sattel – der Weiße.

Kaum bemerkte Ulmed Rischa dies, als er ihn auch schon anfuhr: „Warum gehorchst Du nicht?! Du bist der Aufseher, Du hättest verhindern sollen, daß diese Spitzbuben, Halunken, Gauner –“ – es folgte wieder der obige Blütenkranz von Kraftworten – „unsere Strauße abschossen. Du warst aber natürlich betrunken,

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/66&oldid=- (Version vom 31.7.2018)