Seite:Die Goldkarawane.pdf/74

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„Sonntagsreiter?“

„Ja!“

„So, dann sind sie entschuldigt! Ich habe volles Verständnis für eine menschliche Sitzgelegenheit, die zum Reibeisen geworden. Also Schritt! Wir müssen ohnehin bald lagern. Die Sonne geht unter! Die Nacht schleicht herbei. Sie ist bekanntlich keines Menschen Freund, besonders hier in der Hammada nicht, wo noch unlängst eine Gesellschaft Touristen, die die Steinwüste kennen lernen wollten, überfallen worden ist. Maskierte Briganten sollen’s gewesea sei. Sie haben von den Gefangenen, besonders einem schwedischen Grafen, ein hohes Lösegeld erpreßt. Eine Abteilung Fremdenlegionäre, die die Briganten aufstöbern sollte, kehrte nach Verlust von zehn Pferden infolge Hufentzündung unverichteter Sache zurück.“

Das klang ja recht vielversprechend.

„Sie meinen also, daß diese Kerle noch hier in der Hammada stecken?“

„Gibt es eine Gegend, die mehr Schlupfwinkel für kühne Banditen bietet?! – Wir müssen Augen und Ohren gut offenhalten, sonst geraten wir aus der Scylla in die Charybdis[ws 1], das heißt, wir entgehen den racheschnaubenden Berbern und sinken den Briganten in die erpresserischen Greifwerkzeuge alias Arme.“

Inzwischen waren auch die drei Edlen und Ibrahim herangekommen, hatten das Letzte mitangehört, was dem langen Dunnleit Gelegenheit gab zu versichern, er fürchte sich vor Tod und Teufel nicht.

Augustus Wruke hüstelte laut, meinte dann: „Na, na, – vorhin befolgten Sie den Grundsatz „der Klügere gibt nach!“ und hatten’s verflucht eilig, das Zelt abzubrechen!“

Ohne eine Antwort abzuwarten, die übrigens auch ausblieb, ritt er neben mir weiter – immer nach Süden zu, immer in derselben Mulde und auf dem Sandstreifen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. In der griechischen Mythologie lebte das Meeresungeheuer Scylla gegenüber dem Meeresungeheuer Charybdis auf einem Felsen an der Meeresenge von Messina.
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/74&oldid=- (Version vom 31.7.2018)