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Bord, und zwar ein französischer Elektromonteur mit Frau und Kind, die sich in Algerien niederlassen wollten, und ein älterer Mann, der sich ganz für sich hielt, und der, wie ich vom Kapitän erfuhr, ein Holländer aus Amsterdam sein sollte. Er nannte sich Zuitenbrook.

Unsere Kabinen im Mittelaufbau lagen nebeneinander. Gleich am ersten Tage bemerkte ich zufällig, daß sich in der unsere Kabinen trennenden, polierten Holzwand ein Astloch etwa in Augenhöhe befand, aus dem der dunklere, genau hineinpassende Astpflock bei der geringsten Berührung herausfiel. Deshalb wurde ich auch nur darauf aufmerksam.

Ich sah, daß man das Aststück bereits nachträglich festzuleimen versucht hatte. Es hatte aber trotzdem sich entweder von selbst wieder gelockert oder war von neugierigen Inhabern meiner Kabine absichtlich nachträglich herausgezogen worden. –

Winzige Kleinigkeiten sind’s oft, die unserem Lebensweg, unseren Plänen und Gedanken eine ganz andere Richtung geben. Hier war’s der Astpflock, der sozusagen den Anlaß zu alledem gab, was ich nachher in Algerien und in der Sahara an abenteuerlichen Erlebnissen durchmachen sollte.

Als er – es war abends gegen neun Uhr – durch eine zufällige Berührung meiner Hand sich löste und leise auf den dicken Bastteppich der Kabine aufschlug, regte sich – und wem wäre es wohl nicht ebenso ergangen! – in mir zunächst nur die Neugier festzustellen, ob ich durch das etwas schräg nach oben zu verlaufende Loch einen Blick in Zuitenbrooks Kabine werfen könnte, der mir bereits durch seine finstere, verschlossene Miene und sein offenbares Bestreben, ganz für sich bleiben zu wollen, aufgefallen war.

Ich brachte also das rechte Auge an die kleine Öffnung heran und – prallte auch schon erschrocken zurück, denn – in der Nebenkabine an dem kleinen Klapptischchen

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)