Seite:Die Goldkarawane.pdf/90

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jetzt tun – was wohl? – Ich nahm an, er würde sich an der Leine hinablassen, mich losschneiden und mit mir nach oben zu wieder verschwinden.

Die Minuten schlichen. Nichts geschah. Es war eine ähnliche Situation wie gestern am Tage, als Zuitenbrook-Rastra mich zwang, meinen Karabiner hinzuwerfen. Auch da hatte ich nachher mit dem Rücken nach ihm hin gestanden und – gewartet.

Nun hörte ich rechts von mir Stimmen. Dort brannte noch das Feuer. Ich bemerkte nur den rötlichen Schein über den Kistenrändern. Die Briganten tauschten einige Worte aus. Dann abermals Stille. Das Feuer wurde schwächer und schwächer. Der rötliche Schein verschwand bald vollständig.

Es waren dies qualvolle Augenblicke für mich. Die Ungewißheit, ob es Augustus gelingen würde, mich zu befreien, peinigte mich mehr als der Schmerz im Hinterkopf.

Dann – endlich! – eine Hand fuhr mir über die Stirn, eine Stimme hauchte mir ins Ohr: „Größte Vorsicht – ganz still – keine hastige Bewegung!“

Der kleine Mann kroch über mich hinweg, schnitt meine Füße los, nun meine Hände.

„Können Sie an der Leine hochklettern?“ flüsterte er jetzt.

Das war schwer zu beantworten.

„Ich hoffe!“

„Das ist gar nichts! Was heißt hoffen?! Hoffen und harren und so weiter! Und zum Narren dürfen Sie sich hier nicht machen lassen! Dazu steht zu viel auf dem Spiel! Ich werde Ihnen also die Leine um die Brust binden, voraus klettern und eine zweite hinabwerfen, an der Sie hochklimmen, während ich von oben durch Ziehen nachhelfe.“

Nach ein paar Minuten hatte ich diese zweite Leine in der Hand, richtete mich nun ganz langsam auf,

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/90&oldid=- (Version vom 31.7.2018)