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nach seinen Erlebnissen nach unserer Trennung an der Westseite jener Felsenhügel zu befragen. Als ich ihn jetzt bat, mir möglichst genau alles zu berichten, wurde er sofort wieder etwas ungemütlich und meinte:

„Genau – genau?! Wollen Sie darüber einen Roman schreiben, etwa: Augustus Wruke, der Held der Hammada. – Ne – in der Kürze liegt die Suppenwürze! – Also: Als Sie von dem Kerl mit dem gemusterten Seidenlappen einen Klaps mit dem Pistolenkolben bekamen, lag ich gerade gegenüber zwischen den Steinen, verzog mich nun jedoch schleunigst und wollte zu Ibrahim nebst Begleitung zurück, bemerkte dann aber gerade noch rechtzeitig meinen ehemaligen Chef Ulmed Rischa nebst Leibgarde und konnte von weitem zuschaun, wie unsere vier Gefährten sich bildschön einkreisen ließen. Nur einer gewissen Persönlichkeit gelang es, der Umzingelung zu entgehen: meiner Flora, die plötzlich wie eine losgelassene Lokomotive davonraste. Na – sie einzufangen war nicht schwer. Alles weitere wissen Sie.“

„Dann hat Ulmed Rischa unsere Fährte also selbst in der Steinwüste gefunden,“ meinte ich. „Und Sie hatten doch gehofft, daß –“

„Natürlich hatte ich gehofft! – Eine blinde Henne findet auch mal ein Korn, damit hätte ich rechnen sollen, obwohl die ganzen Berber, Beduinen und so weiter zumeist vom Spurensuchen nicht den leisesten Schimmer haben. Sie sind überhaupt – jetzt denke ich nur an Ulmed Rischa nebst Leibgarde – im allgemeinen keine ernstzunehmenden Gegner für erfahrene und mutige Leute. Nur als Massenaufgebot wie hier sind sie gefährlich. Und deshalb werden wir auch erst gegen Abend wieder mal nachschaun, wie’s drüben in der Schlucht aussieht. Am Tage dürfen wir nicht hinüber. Wir können zu leicht bemerkt werden. Legen wir uns also hin und schlafen wir Vorrat. Das ist am klügsten.“




Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/95&oldid=- (Version vom 31.7.2018)