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leer war, eine weitere halbe Stunde, bis ich oben auf der Höhe der Seitenwand der Nebenschlucht etwa dort lag, wo Augustus mich in der verflossenen Nacht hochgehißt hatte.

Nun schaute ich in den kleinen Felsenkessel hinab.

Ich hatte bisher noch nie mehrere Leichen auf einem engen Platze zusammen gesehen, noch weniger Leichen von im Kampf Gefallenen, auf denen bereits ein gutes Dutzend Aasgeier hockte.

Ich weiß, damals bin ich sehr bleich geworden. Der Anblick da unten auf dem Grunde der Seitenschlucht war auch schrecklich genug. Sieben Tote zählte ich – alles Banditen! Und – dazu noch die Aasgeier, die ihr ekles Mahl schon begonnen hatten!

Von Ulmed Rischa und seinen Leuten war nichts mehr zu bemerken. Ich suchte die Hauptschlucht nochmals ab, kletterte dann auf den höchsten Hügel in der Umgebung, spähte nach allen Seiten hin – wieder nichts.

Da beschloß ich, schleunigst zu Augustus zurückzukehren, ihn zu wecken und die Verfolgung der Berber unverzüglich aufzunehmen.

Jetzt war ich schon weniger vorsichtig. Ich glaubte eben, ich hätte nichts mehr zu befürchten. Der Hügel, den ich erklommen hatte, lag westlich der Schlucht. Ich mußte diese also nochmals passieren. Hierzu benutzte ich denselben Engpaß, in dem mich gestern das Verhängnis ereilt hatte. Und – es war wirklich ein eigenartiger Zufall – fast genau an derselben Stelle ertönte urplötzlich in meinem Rücken eine Stimme, die mir drohend gebot: „Stillstehn – Hände hoch!“

Und ich – ich grasgrüner Neuling hatte kurz vorher den Stutzen umgehängt, den ich bis dahin schußbereit im Arm getragen!

Nun – wenigstens war diese Überraschung und

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/97&oldid=- (Version vom 31.7.2018)