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Walther Kabel: Die Grafen Peltrière (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 3)

daß wir den Raum hier zu Schießübungen benützen. Bei den dicken Wänden dringt der Knall nicht weit.“

Der Graf hatte bereits ein kaum handgroßes Stück Papier vom Tische aufgenommen und es mit einer Stecknadel in Brusthöhe an einer Draperie von türkischem Seidenstoff befestigt, die, wie Rochette wußte, eine schwere Eichentür nach einem Nebengemach verdeckte.

„Unser gewöhnlicher Scheibenpfosten, wie Sie an den Löchern in dem Türvorhang sehen,“ erklärte Peltrière lächelnd. „Und nun stellen Sie sich dort an die gegenüberliegende Wand, Baron, und beweisen Sie Ihre Schießfertigkeit. Drei Kugeln aus jeder Pistole werden genügen.“

Kam es Rochette nur so vor, oder hatte des Grafen Stimme bei den letzten Worten wirklich leicht gebebt wie vor unterdrückter Erregung? – Er schaute auf. Kein Zweifel. Das Gesicht Peltrières war bleich wie der Tod.

„Ist Ihnen nicht gut, Graf?“ fragte er.

„So gut wie selten, lieber Rochette. Sie beunruhigen sich wirklich unnötig.“

Und doch war’s nur ein verzerrtes Lächeln, das dabei seine schmalen Lippen umspielte.

Langsam schritt der Baron auf seinen Platz zu. Langsam hob er die Pistole.

Peltrière hatte die Arme über der Brust verschränkt. Seine Augen waren weit aufgerissen. Seine ganze Haltung drückte atemloseste Spannung aus.

Der Schuß knallte. Das Papierblatt zeigte genau in der Mitte einen dunklen Fleck.

„Famoser Treffer!“ rief Peltrière. In dem Tonfall

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Walther Kabel: Die Grafen Peltrière (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 3). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1915, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grafen_Peltri%C3%A8re.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)