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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1

288 »Treibt Jhr'S Vieh jetzt heim, Senn?" fragte der Fischer gutmüthig den Hirten. »Was soll'S noch oben, Fährmann?" cntgegnctc dieser; »die Alp ist abge¬ weidet." »Nun dann mit Gott, Senn; Glück zur Heimkehr!" »Wünsch' ich Euch auch, Jägers¬ mann; von Enrer Fährt kehrt man nicht immer wieder heim." »Was ist denn das da?" rief der Fischer und schaute nach einem nahen Fclscnsteige hinaus, der von Altzellen herführt. »Kommt ein Mann da ge¬ laufen iu voller Hast." »Das ist ja der Baumgart von Altzellcn," bemerkte der Jäger ver¬ wundert. »Um Gotteswillen, Fährmann, Euren Kahn!" schrie der herbeistürzcnde Mensch — eine breite, kräftige Gestalt, aber jetzt entstellt durch die Flucht — mit fliegendem Haar, ver¬ worrenem Bart, schreckensbleichen, gespannten Zügen, ohne Mantel, Hauptbcdeckung und Schwert.--

Treibt Ihr

Ruodi zum Hirten. hcim?

jetzt

Kuon i. Die Alp' ist abgeweidet, Wcrni. Glückscl'ac Heimkehr,

Senn!

Kn oni. Bon Enrcr Fahrt

Die wünsch' ich Euch. kehrt sich's nicht immer wieder. R u 0 d i.

Dort kommt ein Mann in

voller

Hast gelaufen,

Wcrni, Ich

kenn'

ihn, 's

ist der

Baumgart von Alzcllcn.

Konrad Baumg arten, athcmloö herein¬ stürzend. Baumgartcn. Um Gottcöwibcn, Fährmann, Eure» Kahn!

Ich glaube, unsere Leser haben genug an dieser Probe. Wir unse¬ rerseits gestehen es uuvcrholen, daß wir dieses Plagiat an unserem großen Dichter, dieses rücksichtslose Verballhornircnder edlen Einfachheit und der kräftigen Kürze eines Werkes, welches das Lieblingscigenthumder deutschen Nation geworden ist, für eine unverschämteBeleidigung gegen dieselbe halten, für eine Frechheit, die eine empfindlichere Züchtigung verdient als diese Blätter dem Verfasser zu geben vermögen. Wo das Handwerk zu solchen Mitteln greift, da ist es Zeit, daß man dagegen ernstlich einschrei¬ tet. Vor wenigen Monatcu verhandelten die Pariser ^Gerichte einen Prozeß, in welchen: Victor Hugo eineu Opernbuch-Verfasser verklagte, weil er eines sei¬ ner Werke zu einem Operntert benutzte. Das Gericht sprach dein Dich¬ ter der Notre Dame eine bedeutende Entschädigung zu. Was würde man in Frankreich zu Herrn Belani sagen? Der deutsche Dichter hat kein Gericht, das seine Interessen vertheidigt. Darum muß die Nation zu Gerichte sitzen und ihren Bannstrahl gegen freche Eingriffe schleudern. Ihrem Urtheile übergeben wir den Verfasser dieser: Schillers Dramen in erzählender Form!! ^ >'.'lÄ io's: ^ »»SM^tG WM snM

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1. Herbig, Leipzig 1841, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grenzboten_1-1841.pdf/297&oldid=- (Version vom 31.7.2018)