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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1

daß er diesem einfachen und verständigen Musiker alle Geschicklichkeit verdanke, die er auf dem Clavier besaß. Die stufenweise Ausbildung seines Talentes ließ bald in ihm den Wunsch rege werden, sich mit den Regeln der Composition bekannt zu machen; und er ging seinen Vater an, ihm einen Lehrer zu geben, der im Stande wäre, ihn in diesen höheren Theil der Kunst einzuweihen. Der gelehrte Musikkenner, Michael Haydn, ein Bruder des berühmten Verfassers der vier Jahreszeiten, schien der Mann zu sein, dessen man für diesen Endzweck bedürfte; und so ward der junge Kunstbeflissene nach Salzburg gebracht, um unter ihm zu studieren. Voll Eifer für die erwählte Kunst, und von tiefer Achtung gegen seinen Lehrer erfüllt, machte Weber alle möglichen Anstrengungen, um aus dem Unterrichte, dessen Werth er vollkommen zu würdigen wußte, den größten Nutzen zu ziehen. Aber der kenntnißreiche Michael Haydn war doch nicht der Mann dazu, um die Wissenschaft angenehm zu machen; schon bejahrt und von strengem, barschem Aeußern, ermangelte er jener Eigenschaften, welche dem Zöglinge Zuneigung und Vertrauen einflößen; und trotz dem ausgedehnten Wissen seines Meisters, zog Weber nur geringen Gewinn aus diesem Unterrichte. Um die nämliche Zeit ließ sein Vater, um ihn in seinen Studien zu ermuthigen, seine ersten Versuche, sechs kleine Fugen, durch den Druck veröffentlichen. Es geschah dies im Jahr 1798, und die musikalische Zeitung stattete einen günstigen Bericht darüber ab. Diese kleinen Fugen, in denen man freilich all die Trockenheit starrer Schulregeln bemerkt, zeichnen sich nichtsdestoweniger durch eine Reinheit aus, die zu den günstigsten Hoffnungen berechtigte.

Aber trotz der Freude, welche dieser erste Erfolg ihm bereitete, würde Weber vielleicht der Musik überdrüssig geworden sein, — so abstoßend wirkte auf ihn die übermäßige Strenge des alten Kapellmeisters von Salzburg, — wenn sein Vater, um dieser Gefahr vorzubeugen, ihn nicht, gegen Ende des Jahres 1798 nach München geschickt hätte. Sobald er daselbst angekommen war, nahm er Gesangunterricht bei einem Italiener, Namens Valesi, und übergab sich, für das Studium der Composition, der Leitung Kalchers, eines Mannes von gründlichen Kenntnissen, der es nicht verschmähete, die Wissenschaft dem jugendlichen Verstande zugänglich zu machen, und der, so viel an ihm lag, das Wohlwollen und Zutrauen unterhielt, welche zwischen dem gereiften Manne und dem Knaben, zwischen Lehrer und Schüler so nothwendig sind. Der einsichtsvollen und sorgfältigen[WS 1] Unterweisung dieses Lehrers verdankt Weber, wie er selber sagt, die gründliche Kenntniß des Tonsatzes und die Kunst, die allgemeinen Vorschriften zur Anwendung zu bringen. Es ist bekannt, wie zu einer Zeit, wo man

in Frankreich der leichten Literatur, der leichten Malerei und der leichten

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  1. Vorlage: sorgfälti-
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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1. Herbig, Leipzig 1841, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grenzboten_1-1841.pdf/301&oldid=- (Version vom 31.7.2018)