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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1

Name, den Herr Mole in die Welt gesetzt; man glaubt vielleicht, daß dieser Mann sich in großer Klemme befindet, wenn Herr Duvergier ihm Angriffsartitcl gegen das Ministerium überträgt, und Herr Guizot ihm die Veröffentlichung derselben, bei Strafe sein Amt zu verlieren, untersagt? Nicht im mindesten; Herr Buloz ist keineswegcs verlegen, er giebt die Artikel des Herrn Duvergier der Reihe nach heraus, — verspricht bei jedem Artikel, keine mehr herausgeben zu wollen, — und fängt immer von neuem an.

Wenn es von einem Minister heißt: er hat sich an ein fremdes Land verkauft, er verräth das Vaterland, er giebt das Ansehen des Staates preis, er richtet das Volk zu Grunde, u. s. w.

So liegt in dem allen nichts Beleidigendes; — es sind das herkömmliche Redensarten, und wer sie heute anhören muß, hat sie gestern gegen den angewandt, der sie im Munde führt.

Es ist gänzlich damit, wie in dem Stück Angelo, Tyrann von Padua. Erst spielte Madam Dorval die Thisbe, und Fräulein Mars die Catarina; einige Zeit später spielte Fräulein Mars die Thisbe, und Madame Dorval übernahm die Rolle der Catarina.

Es ist nichts weiter als eine Comödie mit zweierlei Rollen; — indeß ist dabei ein Uebelstand, Herr Augustin; erlauben Sie mir, denselben näher anzugeben.„

„Frankreich,“ „das Vaterland“ „der Ruhm der Nation,“ „die Freiheit,“ „die Aufrechthaltung unserer Institutionen,“ „das Volk,“ „die Gesetze“ u. s. w. u. s. w. — jedes dieser Worte ist nichts als Schrot, Kugel oder Bombe, womit einer seine Pistole, Büchse oder Mörser ladet, um auf seine politischen Gegner zu schießen, das will sagen, auf diejenigen welche die Stelle bekleiden, dic er gern haben möchte, oder welche nach der trachten, die er selbst inne hat.

Die besten Mittel nutzen sich ab; man muß auf neue denken. Was nun das anbelangt, so macht man sich so wenig ein Gewissen daraus, das Land in Bewegung zu setzen, als jener Egoist, von dem uns ein griechischer Schriftsteller erzählt, daß er seines Nachbars Haus in Brand gesteckt habe, um sich ein Ei zu siedcn; die Hauptsache ist, daß das Ei zu rechter Zeit gesotten sei.

Anfangs reichten kleine Mittel aus; man schrieb auf Rechnung der bestehenden Regierung, das heißt des Ministeriums, allen Regen der fiel, oder auch nicht fiel; — niemals hatte man so viele Raupen gesehen, als dieses Jahr, — die Erndte ließ sich schlecht an, — das Brot ward theuer u. s. w.

Diese kleinen Mittel waren, in Betracht der Wirkung, auf die sie ziel¬ ten, groß genug: denn die Sache, um die es zu thun ist, bleibt immer die,

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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1. Herbig, Leipzig 1841, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grenzboten_1-1841.pdf/93&oldid=- (Version vom 31.7.2018)