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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1

das Ei mit der Schale zu kochen; es handelt sich um nichts anderes, als zu wissen, ob Herr Passy, Herr Dufaure, oder Herr Martin du Nord, Minister werden soll.

Später fügte man einen kleinen Volksaufstand dazu — so eine Meuterei um nichts, drei zerschlagene Laternen, und einen Steinwurf nach einem Commissär; das gelang.

Für das Zweitemal waren sechs Laternen und zwei Commissaire erforderlich; — nachher, als man die politischen Verbindungen erfunden hatte, forderten die Parteien Concessionen, und man rührte das Land so auf, daß der Schmutz oben aufstieg.

Und jedesmal gehen die Sachen schlimmer; um einen Ministerwechsel herbeizuführen, macht man nicht weniger als drei oder vier Meutereien; — und gegenwärtig bringt man dabei mehr Menschen ums Leben, als bei den Volksfesten und öffentlichen Vergnügungen, wo es immer drei oder vier Todte und sieben oder acht Verwundete giebt.


Die Meutereien werden häufiger, dauern länger, werden blutiger, sie arten in Bürgerkriege aus, — einzig und allein, damit man wisse, ob H. Dufaure oder H. Passy ins Ministerium treten werde.

Auf die Anklage, zum Haß gegen den König aufgereitzt zuhaben, antwortet der National mit Recht, daß er darin nur Herrn Thiers, der gestern das Staatsruder führte, und Herrn Guizot, welcher es jetzt führt, nachgeahmt habe; — er führt ihre Worte an, die ganz mit denen übereinstimmen, derentwegen man ihn anklagt, — und er wird freigesprochen; — vielleicht hätte man statt dessen Herrn Thiers und Herrn Guizot den Proceß machen sollen; — indessen, die Leser der Wespen wissen schon, was ich von den Processen der Presse halte.

Allein jene armen Politiker, stets mit der einzigen Sorge, ihr Ei zu sieden, beschäftigt, hören nicht auf, alles in Feuer und Flammen zu setzen, — thörichte Verräther, zugleich gegen das Vaterland und gegen sich selbst: — denn unter dem fortwährenden Kampfe, die Gewalt an sich zu reißen, wobei sie nicht selten unsaubere Hände mitziehen lassen, — müssen sie doch, — jedesmal wo sie dieselbe fassen und ihren Gegnern abzwingen, — bemerken, daß sie immer schmutziger, immer zerstückter wird, — daß Fetzen davon in den Händen ihrer Genossen und im Koth des Schlachtfeldes bleiben, — ja daß heute nichts mehr als ein elender Lumpen davon geblieben ist. Das alles kommt daher, daß man „keinen Glauben, keine Grundsätze mehr hat“

Wir kommen darauf zurück, Herr Augustin.

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Verschiedene: Die Grenzboten (1841/1842), 1. Jahrgang, Band 1. Herbig, Leipzig 1841, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grenzboten_1-1841.pdf/94&oldid=- (Version vom 31.7.2018)