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A. Glaser Nachf. in Leipzig
(alleiniger Inhaber Paul Herfurth)
Fabrikation von Möbelstoffen, Portièren, Tischdecken, Reisedecken, Weberei von Chenille-Portièren und Tischdecken, Mohair- und Juteplüschen, Mechanische Seidenstickerei.

Die Firma wurde im Jahre 1864 mit sehr bescheidenen Mitteln aus den kleinsten Anfängen heraus von Herrn Adolf Glaser gegründet. Nach dessen, im Jahre 1886 erfolgten Tode ging das Geschäft käuflich auf Herrn Paul Herfurth über, welcher seitdem A. Glaser Nachf. firmirt. Noch im Jahre 1886 wurde von dem neuen Besitzer die

Fabrik in Hainichen erbaut und in Betrieb gesetzt. Ursprünglich nur zur Chenille-Weberei bestimmt, nahm das Etablissement bald einen erfreulichen Aufschwung, sodaß in der Zeit von seinem Bestehen jährlich viele hunderte von Arbeitern lohnende Beschäftigung finden. Von Jahr zu Jahr machten sich Vergrößerungen der Einrichtung und weiterer Ausbau der Fabrikgebäude nötig; verbesserte und neue Fabrikationszweige wurden aufgenommen, darunter als ganz besonderes Verdienst des jetzigen Inhabers, eine eigenartige Relief-Chenille, bei welcher, im Gegensatz zu den bisher bekannten Chenillegeweben, glatter Fond mit erhabenen Mustern wechselt. Diese effektvollen Stoffe, welche außerdem zweiseitig sind, erfreuten sich bald der günstigsten Aufnahme und die große sich mehrende Nachfrage nach dieser Neuheit legt das beste Zeugnis ab vom Werte der neuen Idee. Doch auch auf den anderen Gebieten der Fabrikation dieser renommierten Firma wurde rüstig vorgeschritten. So hat dieselbe zur Zeit außer erwähnter Fabrik in Hainichen in

Penig i. S. Druckerei und Appretur von Möbelstoffen, Portièren, Tischdecken, Reisedecken.

War auch das ebenbezeichnete Etablissement Anfangs nur dem Umfange des damaligen Gesamtbetriebes angepaßt, so zeugt jetzt ein Complex stattlicher Fabrikgebäude von der heutigen Ausdehnung des Geschäfts. Die bei Beginn dieser Fabrikation fast ausschließlich sehr einfachen Ausführungen von Buntdruck auf Flanelle und wollene Ripse, haben heute bewunderungswürdiger Vielfältigkeit und Vollkommenheit des Druckes auf Baumwolle, Wolle, Jute und Seide weichen müssen. Teils den Zeitverhältnissen entsprechend, vorwiegend aber und besonders der glücklichen und mutigen Initiative seines jungen Chefs folgend, erfuhr auch das Peniger Etablissement einen großartigen Aufschwung. Die Firma wendet in richtiger Erkenntnis ihrer Aufgabe ihr Hauptaugenmerk auf Gediegenheit der Ausführung, was sowohl hinsichtlich der großen Reichhaltigkeit der Dessins, wie auch betreffs der Echtheit der Farben gegen Licht und Lufteinflüsse Anwendung findet und hat die günstigsten Erfolge zu verzeichnen. Neben diesen beiden Fabriken in Hainichen und Penig betreibt die Firma in

Gohlis eine mechanische Seidenstickerei.

Auch hier beschränkt sich die Firma nicht nur auf die bekannten Ausführungen von Borten und Kanten auf Tischdecken, sondern läßt sich angelegen sein, die Fabrikation neuerdings auch dem Zwecke der Konfektion anzupassen. Die im Vorstehenden skizzirten Einzelzweige dieses Welthauses empfangen Impuls und eigentliche Leitung von

Leipzig, woselbst sich Comptoir, Musterlager, Musterzeichen-Atelier und Goldstickerei befinden. Bemerkt sei noch, daß im erwähnten Zeichen-Atelier neben mehrfachen, nahezu regelmäßigen Arbeits-Austeilungen

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/141&oldid=- (Version vom 23.2.2020)