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J. M. Grob & Co. in Eutritzsch-Leipzig,
Spezial-Fabrik für den Bau von Petroleum-Motoren.

Die Fabrik wurde ursprünglich zu Eilenburg in der Preußischen Provinz Sachsen im Jahre 1888 errichtet, wurde aber am 1. Juli dieses Jahres nach Eutritzsch-Leipzig verlegt. Der leitende Inhaber der Firma ist Herr Anton V. Niemczyk, am 4. April 1854 zu Gleiwitz in Oberschlesien geboren. Die Fabrik befaßt sich ausschließlich mit der Herstellung von Motoren, für welche das gewöhnliche Leuchtpetroleum als Betriebsmittel dient. Nur ein geringer Prozentsatz der fabrizierten Maschinen wird so eingerichtet, daß dieselben auch mit Leuchtgas betrieben werden können. Die Herstellung der Petroleum-Kraftmaschinen aber ist die Hauptsache und eigentliche Spezialität des Unternehmens.

Die Petroleum-Kraftmaschine ist eine Schöpfung der allerneuesten Zeit, und die Herstellung des ersten brauchbaren Motors dieser Art war das Resultat langjährigen, mühevollen Strebens, wobei an geistiger Arbeit und an Kapitalaufwand Außergewöhnliches geleistet werden mußte.

Eine andauernde Arbeit von circa sechs Jahren ging der Gründung der Fabrik voraus und noch die beiden ersten Jahre des Bestandes derselben waren fast ausschließlich der Ausbildung und Brauchbarmachung der Erfindung gewidmet. Der Betrag allein, welcher während dieses Zeitraumes für Experimente geopfert werden mußte, zählt nach Hunderttausenden. Es kann deshalb nicht Wunder nehmen, daß die Firma oftmals nahe daran war, die Sache gänzlich aufzugeben und als eine aussichtslose zu betrachten. Nur der nicht zu erschöpfenden Geduld des Herrn Niemczyk und seinem durch nichts zu besiegenden Glauben an die Güte und den endlichen Erfolg ist es zu verdanken, daß es nicht zum Äußersten kam.

Der Erfolg ist denn auch nicht ausgeblieben, und es ist ein Werk entstanden, welches in dieser Branche einzig dasteht und sich mit ungeahnter Schnelligkeit entwickelt, wie noch selten ein anderes.

Die Lieferung brauchbarer Motoren begann erst vor circa zwei Jahren. Innerhalb dieses kurzen Zeitraumes wurden nicht weniger als 1100 Motoren geliefert, die zur größten Zufriedenheit ihrer Besitzer arbeiten. Dieser ungeahnte Erfolg bewirkte aber keineswegs, daß man mit dem Erreichten sich begnügte, sondern es wurde unablässig an der weiteren Vervollkommnung der Maschine gearbeitet, bis dieselbe zu dem geworden ist, was man als Ideal erstrebte, nämlich eine Kraftmaschine für das Kleingewerbe zu schaffen, welche den kleinen Handwerker in seinem Kampfe gegen das Großkapital wirksam unterstützen, seine Unabhängigkeit gewährleisten und zum Aufblühen dieses Standes als mächtigster Faktor mitwirken sollte.

Mit der Verbesserung der Motoren ging das gleichzeitige Wachsen der Fabrik Hand in Hand. Schon nach Jahresfrist erwies sich die Eilenburger Fabrik als nicht mehr zureichend und wurde mit dem Neubau einer größeren Fabrik zu Eutritzsch-Leipzig begonnen, welche am 1. Juli dieses Jahres vollendet war, und welche wir im Bilde vor uns haben.

Seit Mitte dieses Jahres befindet sich das neue Etablissement in vollem Betriebe. Gegenwärtig werden täglich drei Motoren fabriziert und versandt, was einer Jahresproduktion von eintausend Motoren gleichkommt. Die Räumlichkeiten gestatten aber, den Betrieb um einen wesentlichen Prozentsatz zu erhöhen, und das zur Fabrik gehörige Terrain ermöglicht eine weitere Ausdehnung um das Fünffache. Eine große Anzahl

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/145&oldid=- (Version vom 9.2.2021)