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Louis Hermsdorf in Chemnitz,
Färberei.

Louis Hermsdorf, der Inhaber und Begründer der Firma, die seinen Namen trägt, gilt als der bedeutendste „Echt-Schwarz-Färber“ der Welt. Auch er gehört zur Klasse der self-made men, und eine Geschichte seiner Firma schreiben, heißt soviel, wie eine Biographie ihres Inhabers liefern. –

Louis Hermsdorf wurde im Jahre 1839 in Penig geboren und begann seine eigentliche praktische Thätigkeit als Lehrling bei J. F. Gehrenbeck in Chemnitz, dem Besitzer einer der größten sächsischen Färbereien. Nachdem er ausgelernt und sich durch Absolvierung des Lehrganges für Färber auf der damaligen Königlichen Gewerbeschule in Chemnitz die nötigen Kenntnisse in Chemie etc. erworben hatte, begab er sich auf die Wanderschaft und arbeitete, je nachdem sich die Gelegenheit bot, in größeren oder kleineren Färbereien. Zurückgekehrt, machte er sich dann 1861 in Chemnitz selbständig und begann mit einer bescheidenen Färbereianlage, die jedoch anerkannt gute und gediegene Arbeit lieferte. Seine Thätigkeit bestand damals ausschließlich darin, baumwollenes Garn und Strümpfe safflorrosa zu färben, und in seiner Werkstatt arbeiteten nicht mehr als 6–8 Leute.

Den ersten großen Aufschwung nahm die junge Firma, als die Anilinfarben in Aufnahme kamen. Hermsdorf war einer der Ersten, der dieselben in Anwendung brachte, und die Menge der ihm zuströmenden Aufträge von Chemnitz und außerhalb zeigte, welch’ guten Griff er damit gethan.

Zu diesen Auftraggebern gehörte auch der ehemalige Lehrmeister Hermsdorfs, J. F. Gehrenbeck, der alle Nuancen in Rosa und Anilin bei ihm färben ließ. Nach einigen Jahren, als das Geschäft sich bedeutend vergrößert hatte, machte derselbe einen überraschenden Vorschlag: Hermsdorf sollte der Kompagnon seines Sohnes werden und mit diesem gemeinschaftlich die Firma J. F. Gehrenbeck übernehmen. Hermsdorf ging ohne Zögern auf dieses überaus günstige Projekt ein. Mit etwa 30 Leuten begannen die beiden jungen Inhaber ihre Thätigkeit, aber schon nach einigen Jahren verstarb Gehrenbeck jun. – Hermsdorf führte von da ab allein das Geschäft fort und zahlte an den Vater seines Kompagnons, später an die Witwe desselben, eine Rente. Endlich übernahm er es käuflich und trat so in den Alleinbesitz der alten, geachteten Firma.

Die Baumwollenfärberei in der Hermsdorf’schen Anstalt hatte sich immer mehr und mehr entwickelt; Seiden- und Wollfärberei trat hinzu, später entstand auch noch eine Appreturanstalt für Garn und Stoffe, mit besonderer Berücksichtigung von Strumpfwirkergarn, Handschuhen und allen Sorten von Strickwaren.

Der größte Erfolg aber, den Hermsdorf erreichte und den er durch lange, unermüdliche Arbeit sich errang, ist die Erzeugung seines „Echt-Schwarz“ oder „Diamant-Schwarz“. Schwarz war seit langem die Modefarbe geworden. Hermsdorf hatte schon zeitig den größten Teil der Aufträge auf Schwarzfärben von Handschuhen und Strumpfwaren in Chemnitz in seiner Hand und ohne Aufhören arbeitete er daran, die Methode des Färbens zu vervollkommnen und eine Farbe zu finden, die allen Anforderungen genüge. Endlich gelang es ihm!

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/170&oldid=- (Version vom 7.12.2020)