Seite:Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild Teil 1.pdf/219

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Lebzeiten des Kammerherrn von Arnim der Anschluß an die Königliche Staatsbahn erfolgt war, wurde unter ihrer Leitung Lokomotivbetrieb auf der ganzen Hütte eingeführt, zwei neue Hohofen erbaut, das Walzwerk und die Maschinenbauwerkstatt wesentlich vergrößert, eine Röhrengießerei errichtet; ferner zählt die Marienhütte zu denjenigen Werken, welche zuerst in Deutschland den Bessemerbetrieb befriedigend durchführten.

Im Jahre 1873 ging das Werk durch Kauf in den Besitz der Deutschen Reichs- und Kontinental-Eisenbahnbau-Gesellschaft über.

Das Produktionsprogramm der Königin Marienhütte ist im Laufe der Jahre wesentlich erweitert. Sie gewinnt aus ihren Gruben:

1. Eisenstein für den eigenen Bedarf, Schwer- und Flußspat, sowie Farberde und Nickelerze zum Verkauf, und erzeugt:
2. Koke für eigenen Bedarf;
3. Roheisen für den Puddel-, Bessemer- und Martinprozeß, sowie Gießerei-Roheisen für den eigenen Bedarf und zum Verkauf;
4. Bessemer- und Martinstahl zur weiteren Verarbeitung in den Walzwerken;
5. die verschiedensten Walzwerksprodukte aus Stahl und Eisen, als: a) Schienen, b) Schwellen, c) Laschen und Platten für Eisenbahnzwecke, d) Handelseisen, e) Bauträger, sogen. I Eisen, f) Formeisen der verschiedensten Art für Brückenbau und andere Eisenkonstruktionsarbeiten;
6. Gußwaren aller Art, besonders Maschinenguß und Röhren für Wasser- und Gasleitungen;
7. Eisenkonstruktionen, als: Brücken-, Dach- und Gebäudekonstruktionen etc.;
8. Dampfmaschinen, namentlich für Bergbauzwecke, als: Förder- und Wasserhaltungsmaschinen mit allem Zubehör, Luftkompressoren und Lufthaspel, Aufbereitungsmaschinen, besonders Kohlenwäschapparate, bei gleichzeitiger Übernahme ganzer Aufbereitungswerkstätten etc.;
9. feuerfeste Steine für eigenen Bedarf und zum Verkauf;
10. Gas zur Beleuchtung des Hüttenwerkes und der Ortschaften Bockwa und Wilkau;
11. Ausführung ganzer Wasserversorgungswerke und Gasleitungen mit Ausarbeitung der dazu nötigen Pläne.

Die Betriebskraft der Königin Marienhütte ist der Dampf. Die vorhandene Wasserkraft dient zum Betriebe einer Schlosserei-Werkstatt.

Im Betriebe sind:

62 Dampfkessel mit 2927 Quadratmeter Heizfläche; 87 Dampfmaschinen mit 4543 Pferdekräften;
den Eisenbahnbetrieb besorgen 3 Lokomotiven mit 101,25 Quadratmeter Heizfläche;
außerdem finden beim Bergbau noch 2 Dampfkessel mit 28,5 Quadratmeter Heizfläche Verwendung.

Ende 1888 beschäftigte das Werk 163 Berg- und 1730 Hüttenleute.

Die Produktion in Tonnen à 1000 kg und der Betrag der an Fremde verkauften Waren in Mark betrug:

im Jahre: Roheisen: Gußware: Walzwerks-
fabrikate:
Maschinen und
Brücken etc.:
Fakturabetrag:
To. To. To. To. Mark
1844 355 371 nicht zu ermitteln
1845 884 472 nicht zu ermitteln
1850 1 685 590 2 527 861 000
1855 4 423 1 496 10 000 3 280 000
1860 11 263 1 689 11 998 2 181 000
1865 6 284 1 253 14 096 725 3 985 000
1870 1 058 26 949 1 084 7 265 000
1873 12 518 5 305 29 388 946 11 403 000
1875 2 848 4 026 13 864 2 500 4 960 000
1880 9 061 3 182 19 277 988 4 066 000
1885 21 028 5 376 25 477 2 200 4 580 000
1888 24 227 7 375 32 526 3 403 6 306 000
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/219&oldid=- (Version vom 23.2.2020)