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Anfänglich wurden weiße Köpermoltons, Köperfinetts und Hemdenflanelle hergestellt, wie sie in Hainichen und in Böhrigen vielfach erzeugt werden. Diese Fabrikate sind schon seit Jahrzehnten unter der Marke „Saxony- Flannels“ besonders auf den überseeischen Märkten rühmlichst bekannt und bestens eingeführt. Später wurde auch die Fabrikation von melirten, einfarbigen und bunten Flanellstoffen aufgenommen, die besonders auf dem europäischen Continent, aber auch in den überseeischen Ländern Absatz finden. Neuerdings bilden Gesundheitshemdenflanelle und feinere Wollenstoffe für Confectionszwecke eine Spezialität der Firma.

Dampf- und Wasserkräfte sind den Betrieben dienstbar gemacht, und zwar wird in den Etablissements zu Hainichen mit Dampfkraft und in denjenigen zu Böhrigen mit Wasserkraft in Verbindung mit Dampfkraft gearbeitet.

Die Firma beschäftigt ungefähr dreihundert Arbeiter, einschließlich derjenigen, welche die Handweberei außerhalb der eigentlichen Fabriketablissements in ihren Wohnungen betreiben.

Die Rohstoffe, aus welchen die Fabrikate erzeugt werden, sind sehr verschiedener Natur und können hier kaum alle einzeln aufgeführt werden. Am meisten zur Verwendung kommen: feine deutsche und überseeische Wollen, Streichgarne, Kammgarne, Baumwollgarne, Seide u. a. m.

Die Fabrikate der Firma genießen im In- und Auslande einen guten Ruf und wurden auf verschiedenen Ausstellungen, so zu London im Jahre 1862, zu Sydney im Jahre 1879, zu Leipzig im Jahre 1880 und zu Amsterdam im Jahre 1883 durch Preismedaillen ausgezeichnet.

An Werkführer und Arbeiter der Firma wurde vom Königl. Ministerium des Innern mehrfach die „Medaille für Treue in der Arbeit“ verliehen, es sind auch zu verschiedenen Malen Arbeiter durch Ehrendiplome des Zentralvereins deutscher Wollwarenfabrikanten ausgezeichnet worden.

Einer der schönsten Beweise für die Vorzüglichkeit der erzeugten Fabrikate kann darin erblickt werden, daß der Firma oft die hohe Ehre zuteil wurde, Aufträge für die Kammer Ihrer Majestät der Königin Carola von Sachsen auszuführen.

So gebührt denn auch der fast hundertjährigen Wirksamkeit der Firma G. F. Leonhardt am Markt in Hainichen, deren Schicksale wir hier in Kürze wieder gegeben, ein Blatt aus dem Ruhmeskranz der weltbekannten sächsischen Textilindustrie.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/256&oldid=- (Version vom 23.2.2020)