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F. L. Oschatz in Meerane,
Maschinen- und Dampfkesselfabrik.

Das Jahr 1849, in dem die Wogen der vorausgegangenen Volksbewegung sich zu glätten begannen und die durch die weltgeschichtlichen Ereignisse unterbrochene Industriethätigkeit von neuem sich zu entfalten anfing, ist auch das Gründungsjahr obiger Firma. Zu jener Zeit richtete Herr Franz Louis Oschatz in Meerane eine Werkstatt für Schwarzblecharbeiten ein, in der anfangs nur zwei Mann mit dem Bau von Malzdarrapparaten und sonstigen Utensilien für Brauereien und Mälzereien beschäftigt waren. Diese kleine Werkstatt wurde der Grundstock des heutigen bedeutenden Etablissements für Dampfkesselbau und Brauerei-Einrichtungen von F. L. Oschatz, welches vollständige Brauerei- und Mälzerei-Einrichtungen, Dampfkessel aller bewährten Systeme und in allen Größen, sowie alle Schweißarbeiten und die schwierigsten Kesselschmiedearbeiten herstellt. Die Arbeiterzahl ist mittlerweile von 2 auf ca. 100 gewachsen. Eine 80pferdige Dampfkraft bewältigt jetzt den Betrieb; alle der Neuzeit entsprechende Hilfsmaschinen und Gerätschaften für Dampfkesselbau stehen der Betriebsleitung zur Verfügung, und die Fabrikate von F. L. Oschatz finden nicht nur in ganz Deutschland Abnahme, sondern auch über die deutschen Grenzen hinaus, von Österreich, der Schweiz und Schweden. Der Umsatz der Firma beträgt gegenwärtig ¾ – 1 Million Mark.

Schon bald nach der Gründung begann das junge Etablissement zu wachsen und sich auszudehnen. Die Arbeiterzahl wuchs von Jahr zu Jahr, die zur Verfügung stehenden Räume wurden immer enger und unzulänglicher. Bald sah sich der Begründer gezwungen, das Weichbild der Stadt zu verlassen und das emporblühende Geschäft an dessen Grenze zu verlegen. Trotzdem mußte dasselbe in den 28 Jahren, die seit jener Übersiedelung vergangen sind, nicht weniger wie sieben mal baulichen Erweiterungen unterworfen werden.

Der Bau von Dampfkesseln wurde im Jahre 1874 durch einen Sohn des Inhabers der Firma, der lange Zeit in den renommiertesten Kesselfabriken Rheinlands und Westfalens gearbeitet hatte, eingeführt. Bald bildete sich dieser Fabrikationszweig zur hauptsächlichsten Spezialität der Firma aus, in der sie als ganz besonders leistungsfähig gilt.

Bis in die siebziger Jahre hinein sind wohl die meisten sächsischen Dampfkesselanlagen von rheinischen oder westfälischen Fabriken gebaut worden. Daß dies heute nicht mehr der Fall ist, ist das hervorragende

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/307&oldid=- (Version vom 23.2.2020)