Seite:Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild Teil 1.pdf/335

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

alleiniger Eigentümer geworden war, konnten dessen Erben den Besitz nicht behaupten und das Hammerwerk nebst dem Hammergute und dem Uttmannschen Vorwerke verfiel im Jahre 1815 wiederum in Konkurs.

Rauh hatte während seiner Besitzzeit zugleich auch das Hammerwerk Oberblauenthal, das jetzige Wolfsgrün, sowie den dritten Teil der Hammerwerksgerechtsame nebst Hüttplätzen und allen Wasserkräften des Hüttenwerkes Muldenhammer laut Kaufurkunde vom 23. März 1797 erworben, ersteres Hammerwerk aber bereits 1795 an das Churfürstliche Ärar behufs Einrichtung eines Musterhammerwerkes wieder verkauft, während die von Muldenhammer erworbenen Anteile an den Gerechtsamen, Gefüllen pp. bis vor Kurzem zum Eisenhüttenwerke Schönheide gehörten. –

Nach Ausbruch des Rauhschen Konkurses im Jahre 1815 kam das Hammerwerk durch Subhastation in die Hände der Kaufleute Meukisch & Rosenbaum, welche dasselbe unter Verwendung aller ihrer Mittel aufs Neue aufrichteten, leider aber der Ungunst der Zeit bereits im Jahre 1823 ebenfalls erlagen, sodaß ein abermaliger Konkurs ausbrach. Es folgte nun bis zum Jahre 1827 eine Sequestration des Hammerwerkes von Staatswegen, welche dasselbe nach einem Jahre bereits zum Stillstand brachte, sodaß der im Jahre 1827 als Käufer im Subhastationstermine eintretende Rittmeister von der Armee: Carl Edler von Querfurth fast nur noch eine Ruine vorfand. – Seit dieser Zeit ist das Hüttenwerk ununterbrochen in den Händen der von Querfurthschen Familie geblieben, indem nach dem Tod des Rittmeisters von Querfurth, dessen ältester Sohn, Hugo Edler von Querfurth, und seit dem Jahre 1878 wiederum dessen beide Söhne, Hans und Horst Edler von Querfurth, das Werk käuflich übernahmen. Unter der fachkundigen Leitung dieser Besitzer hat sich das Werk ganz bedeutend vergrößert und ist heute eines der größten und renommiertesten Werke des sächsischen Staates. Als spezielle Branchen dieses Werkes sind die Fabrikation schmiedbaren Eisengusses, Stahlfaçon- und schweißbaren Gusses, die Herstellung von Graugußteilen und eisernen Öfen, von Roststäben aus feuerfestem Eisen, ferner emaillierter Eisenwaren zu nennen; zur Fertigstellung besonderer Artikel hat das Werk Schlosserei, Maschinenwerkstatt, Galvanisieranstalt, Verzinnerei und Verzinkerei. Im Betriebe sind 5 Cupolöfen, 14 Tiegelschmelzöfen, 1 Patent-Tiegelschmelzofen, 10 Temperöfen, 2 Patent-Temperöfen mit kontinuierlichem Betriebe, 1 Emailleschmelzofen, 1 Emailletrockenofen, 3 Emaille-Muffelöfen, 1 Verzinnungs- und 1 Verzinkungsofen. Als Betriebskraft dient Wasser und sind 3 Räder mit je 120 Pferdekräften im Gange.

Die Belegschaft beträgt z. Zt. 463 Arbeiter und Beamte, und zählt das Werk ganz Europa zu seinem Absatzgebiete für seine nach jeder Richtung hin als vorzüglich anerkannten Fabrikate.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/335&oldid=- (Version vom 23.2.2020)