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J. E. Reinecker in Chemnitz,
Werkzeugfabrik.

Die Firma wurde im Jahre 1859 von Herrn Julius Eduard Reinecker als einfache Zeugschmiederei gegründet und das Geschäft mit einem Lehrling begonnen.

Die Entwickelung des Geschäfts war in den ersten Jahren eine überaus langsame, da zu jener Zeit der Bedarf an Werkzeugen einesteils kein so bedeutender war und andernteils die Maschinenfabriken, die hauptsächlichsten Verbraucher, sich die Werkzeuge in ihren eigenen Werkstätten herstellen ließen.

In den Jahren 1865 und 1867 wurden die Industrie-Ausstellungen zu Merseburg und Chemnitz beschickt. Die Erzeugnisse fanden Anklang und das Geschäft wurde dadurch in weiteren Kreisen bekannt.

Nach Verlauf von 8 Jahren war die Arbeiterzahl endlich auf 7 gestiegen. Das Fehlen einer Motorenkraft zum Betriebe von 3 vorhandenen Hilfsmaschinen machte sich sehr unangenehm fühlbar und wurde deshalb im Jahre 1867 ein Lokal mit Dampfkraft gemietet.

Von diesem Zeitpunkte an entwickelte sich das Geschäft wesentlich schneller. Zu der Werkzeugfabrikation gesellte sich im Jahre 1869 die Herstellung von Rübenschnitzelmessern, die größere Ausdehnung gewann. Die Fabrikationsräume genügten nicht mehr und wurde deshalb ein Grundstück käuflich erworben, wohin im Jahre 1872 das Geschäft verlegt wurde. Nun begann eine lebhafte Entwicklung desselben und während im Anfange die Firma sich mit einem kleinen Teile der vorhandenen Räumlichkeiten begnügen konnte, nahm das Geschäft bald einen Umfang an, daß wiederholt Erweiterungsbauten sich nötig machten.

Die Werkzeugfabrikation spezialisierte sich mehr und mehr und gab vielfach Anlaß zum Bau von Spezialmaschinen für den eigenen Bedarf. Da unter diesen Maschinen auch solche waren, die sich für die Verwendung in Maschinenwerkstätten eigneten, so wurde der Bau derselben auch für den Verkauf in die Hand genommen.

Im Jahre 1888 nahm der Begründer des Geschäfts, Herr Julius Eduard Reinecker, welcher demselben auch heute noch in bester Manneskraft vorsteht, seine beiden ältesten Söhne, die Herren Johannes Georg und Julius Richard Reinecker, die vorher schon mehrere Jahre im Geschäft thätig waren, als Teilhaber in dasselbe auf.

Nachdem trotz der wiederholten Erweiterungsbauten die Räumlichkeiten sich in jeder Beziehung als zu klein erwiesen, wurde im Jahre 1889 zum Ankaufe eines Grundstückes in Gablenz bei Chemnitz, 8 Minuten vom alten Grundstück entfernt, mit einem Flächenraum von 53 000 □m, verschritten. Auf Letzterem wurde im Sommer 1890 der Bau einer neuen Fabrikanlage begonnen und im Frühjahr 1891 zu Ende geführt, die allen Anforderungen der Neuzeit in jeder Beziehung entspricht.

Die Fabrikgebäude, welche auf beigegebenem Bilde dargestellt sind, umfassen in dem Erdgeschoß eines 65 Meter langen Hochbaues Garderobe- und Wascheinrichtung für die Arbeiter, Niederlage für fertige Fabrikate und die Tischlerei. Im ersten Stock Kontor, Archiv und Zeichensaal, im zweiten Stock Modellraum.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/340&oldid=- (Version vom 23.2.2020)