Seite:Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild Teil 1.pdf/87

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
C. G. Dörffel Söhne in Eibenstock,
Spitzen- und Stickereifabrik.
(Zweiggeschäft in Berlin, SW. Leipzigerstraße Nr. 46 unter gleicher Firma.)

Das sächsische Erzgebirge ist die Wiege der Spitzenfabrikation in Deutschland. Eine erhebliche Anzahl der Bewohner desselben, Männer, Frauen und Kinder ist teils in Fabriken, teils im Hause, an Maschinen und durch Handarbeit für diese Branche thätig. Es ist einem Zusammentreffen verschiedener günstiger Umstände zu danken, daß die Spitzenfabrikation im sächsischen Erzgebirge sich zu einer Höhe emporschwingen konnte, die den Ruf der Fabrikate bezüglich ihrer Vorzüglichkeit, heute nicht nur in ganz Europa, sondern auch in Nord- und Südamerika begründet, wie überhaupt auf dem ganzen Erdenrund, wo civilisierte Menschen wohnen, den Fabrikaten der Spitzenindustrie des sächsischen Erzgebirges Eingang verschaffte. Daß zur Erreichung so gewaltiger Ziele es der Energie, der Strebsamkeit und der Intelligenz der Fabrikleiter nicht ermangeln dürfte, ist unbestreitbar. Ehe jedoch für die Fabrikate ein so ausgedehntes Absatzgebiet zu erringen war, galt es die Branche nicht nur im Erzgebirge heimisch zu machen, sondern sie auch bezüglich der Qualität auf eine so hohe Stufe zu erheben, daß sie die Concurrenz anderer Länder nicht nur aushalten, sondern sie auch siegreich überwinden konnte. Beides ist vollkommen gelungen; daß dieses der Fall ist, dankt die Spitzenfabrikation des sächsischen Erzgebirges, wie schon erwähnt, der energischen, strebsamen und intelligenten Leitung jener alten Fabriken aus dem vorigen Jahrhundert, die mit dem Einzug derselben entstanden, sich fortentwickelt und vervollkommnet haben und von denen einige noch heute in großem Maßstabe arbeiten, gleichsam ein Denkmal der Geschichte der Spitzenfabrikation des Erzgebirges bildend.

Zu diesen Fabriken, denen das Verdienst der Einführung mehrfach genannter Branche in erster Linie gebührt, zählt die der Firma C. G. Dörffel Söhne in Eibenstock.

Im Jahre 1730 von dem Ururgroßvater der jetzigen Inhaber, Herrn Jacob Friedrich Grundig in Eibenstock, unter den bescheidensten Verhältnissen begründet, nahm Letzterer im Jahre 1772 seinen Schwiegersohn Herrn Chr. Gottfried Dörffel als Teilhaber auf, welcher nach kurzer Zeit das Geschäft auf alleinige Rechnung und unter seiner eignen Firma fortführte; 1797 übernahmen die Söhne des Letzteren, die Herren Friedrich und Ferdinand Dörffel, die Fabrik und firmierten nunmehr C. G. Dörffel Söhne. Im Jahre 1840 nahmen dieselben ihre Söhne Carl, Julius und Ernst Dörffel und den Schwiegersohn Carl Mennel als Teilhaber auf.

Seit 1877 sind die Söhne der Letztgenannten, die Herren Georg Mennel sowie Carl und Wilhelm Dörffel, die alleinigen Inhaber der Firma.

Unter allen den genannten Geschäfts-Inhabern hatte sich die Fabrik stetig erweitert und der Umsatz mehr und mehr gehoben. Wie schon erwähnt, hatte das Etablissement durch Heranbildung eines tüchtig geschulten Arbeiterpersonals segensreich nicht nur für den einzelnen Ort, sondern für das ganze Gebiet des Erzgebirges gewirkt. Aber auch durch den Absatz ihrer Fabrikate schuf die Firma neue Erwerbsquellen und man kann mit Recht sagen, daß ein sehr großer Teil der jetzt noch im Erzgebirge florierenden Artikel seine Einführung der Firma: C. G. Dörffel Söhne verdankt, deren Fabrikation von ihr nach dem Erzgebirge verpflanzt wurde, so daß dadurch die Entstehung einer nicht geringen Anzahl von Geschäften bedingt ward.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/87&oldid=- (Version vom 23.2.2020)