Seite:Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild Teil 2.pdf/104

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedr. Erler, Leipzig
Pelzwarenkonfektion, Rauchwarenhandlung und Färberei.

Unsere Pelzwarenindustrie ist nicht das alte einfache Handwerk mehr von ehedem; sie hat sich im Laufe der Zeit mehr und mehr vervollkommnet und ist jetzt ein Kunstgewerbe geworden, welches bedeutende Anforderungen an Geschmack, Phantasie und Technik stellt. Wohl nur wenige haben einen Begriff davon, durch wie viele Hände ein Stück Pelzwerk gegangen ist, ehe sie es fertig zu kaufen bekommen. Welche große Rolle spielen das Zurichten, das Färben und das kunstgerechte Bearbeiten der Felle im Rauchwarenhandel! Namentlich das Veredeln der Pelzwerke durch Färben hat sich in den verflossenen zwanzig Jahren eine Hauptstellung erworben. Während vor dieser Zeit fast nur naturelle Artikel in Mode waren und nur Schwarz oder Braun gefärbt werden konnte, sind jetzt viele Phantasiefarben in den Handel gekommen. Den Beweis dafür, in welchem Umfange dies geschehen ist, liefert obengenannte Pelzwarenkonfektion und Rauch-Warenhandlung von Friedr. Erler, welche in ihren, unter der Firma F. A. Sieglitz & Co., Leipzig-Plagwitz und Leipzig-Lindenau, und unter der Firma Erler & Co., Leipzig­-Plagwitz, bestehenden Färbereien jährlich gegen eine Million Felle fertig stellt.

Gegründet im Jahre 1847 von Johann Friedrich Gottlob Erler, bewegte sich das Geschäft anfangs in sehr bescheidenen Grenzen, doch nahm es bald durch angestrengte Thätigkeit seines Begründers einen erfolgreichen Aufschwung. Als später von ersterem noch eine Rauchwaren­-Färberei unter der Firma F. A. Sieglitz & Co. ins Leben gerufen wurde, welche sich speziell mit der Veredelung der verschiedenen Felle durch Phantasiefarben befaßt, gewann die Firma im In- und Auslande bald großes Ansehen. Die anfänglich für die Färberei ermieteten Räume vermochten schon nach einigen Jahren nicht mehr den gestellten Anforderungen zu entsprechen. Es mußte sehr bald in Plagwitz eine eigene Fabrik erbaut werden, die im Jahre 1887 durch Hinzunahme noch eines zweiten Grundstückes in Lindenau erweitert wurde, und am 1. Januar 1892 wurde unter der Firma Erler & Co. in Plagwitz abermals eine Färberei eingerichtet, die sich speziell mit dem Sealbraunfärben der Felle befaßt. Der Handel mit naturellen und gefärbten Fellen, sowie die Pelzwarenkonfektion wird jetzt in den Häusern Brühl 34, 36, 38 und 40 betrieben.

Die Firma Friedr. Erler kultiviert, wie hieraus ersichtlich, drei Zweige der Fellbranche: Lohnfärberei, Rauchwarenhandel und Pelzwarenkonfektion – die letztere in größerem Umfange für Damen und Herren, en gros wie en détail und bewirkt ihre Einkäufe persönlich auf den weltbekannten Londoner Rauchwarenauktionen, bezieht ferner die russischen Produkte direkt. Ihr Umsatz beträgt in der Konfektion und im Fellhandel ca. 600 000 Felle, in den Färbereien werden,

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/104&oldid=- (Version vom 2.4.2020)