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Fabrik Leipziger Musikwerke
vormals
Paul Ehrlich & Co., Leipzig-Gohlis.

Wohl selten hat ein neuer Industriezweig einen so gewaltigen und rapiden Aufschwung zu verzeichnen, als wie die Fabrikation von mechanischen Musikwerken mit auswechselbaren Notenblättern.

Diese neue Fabrikation ist Ende der 70er Jahre von dem jetzigen Direktor der Fabrik Leipziger Musikwerke vorm. Paul Ehrlich & Co. zu Gohlis bei Leipzig, Herrn Paul Ehrlich, gegründet worden. Er war der erste, welcher unter bescheidenen Anfängen diesen neuen und jetzt so blühenden Industriezweig in Deutschland ins Leben rief.

Eine zweite Fabrik entstand Mitte der 80er Jahre. Es ist dies die Fabrik Lochmannscher Musikwerke, welche mit Genehmigung der Fabrik Leipziger Musikwerke vorm. Paul Ehrlich & Co. Instrumente nach Art der Schweizer Spieldosen mit kreisförmigen, auswechselbaren Noten herstellte. Auch diese Fabrik hat, wie bekannt, einen großen Aufschwung zu verzeichnen. Außerdem sind später noch eine Anzahl Fabriken entstanden und dürften die in dieser Branche beschäftigten Personen wohl die Zahl 1500 erreichen.

Wer hätte vor Jahrzehnten noch glauben mögen, daß ein einfacher Mechanismus, den ein sinnender Erfindergeist jetzt auf das Praktischste ausgeklügelt hat, hinreichen würde, um Töne in tausenderlei Gestalt in alle Welt hinauszutragen, daß, seltsam genug, eine runde Papp- oder Stahlblech-Scheibe mit eingestanzten kurzen und langen Quadraten, mit gelochten und gestifteten Notenzeichen genügen sollte, der Melodien Schwung den klingenden Metallstimmen zu entlocken? Und doch ist das Überraschende geschehen; freilich nicht mit einem Schlage, denn erst die Erfahrung reifte die Erfindung und gab ihr den praktischen Erfolg. So sahen wir in der Begründung, in der Entwicklung und in den geschäftlichen Ergebnissen der im Jahre 1877 in Leipzig-Gohlis errichteten und 1880 in eine Aktiengesellschaft umgewandelten Fabrik Leipziger Musikwerke, wie ein neues Moment des Fortschritts aus dem andern erwuchs, wie ein genialer Erfindergedanke den Ausbau neuer Ideen verwirklichte und wie nach und nach Verbesserungen entstanden, welche den Erzeugnissen dieser ganz eigenartigen Industrie den Stempel der denkbar größten Vollkommenheit

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Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/109&oldid=- (Version vom 4.8.2020)