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ein eifriger Förderer der von Barbara Uttmann erfundenen Kunst der Spitzenklöppelei im Erzgebirge. Unter den Georgen wurde hauptsächlich das Verkehrswesen zur Ausbildung gebracht, und unter Johann Georg IV. erhielt das sächsische Postwesen eine festbestimmte Verfassung. Friedrich August der Gerechte wußte die ihm blühenden Friedensjahre nicht minder wohl zu benutzen. Er förderte die Fabrikation und den Handel im Lande, führte die englischen Spinnmaschinen (zunächst für Baumwolle) ein, baute das Freiberger Amalgamierwerk und andres mehr. Gewerbe und Fabrikwesen blühten unter ihm in ungeahnter Weise empor. Schon 1800 baute der Engländer Whitefield für ein großes Handelshaus in Chemnitz die erste große Spinnmühle für baumwollene Garne und in den nächsten Jahren entstanden unter des Landesherrn Begünstigung mehrere dieser Art. Endlich, als unter Napoleons Herrschaft keine englischen Garne mehr eingeführt werden durften, nahmen dergleichen Maschinen, die sowohl Baum- als Schafwolle spannen, von Jahr zu Jahr ungemein zu, und wurden bald von Ochsen und Pferden, bald von Wasser und später Dampf in Bewegung gesetzt. Leider war die Kontinentalsperre Napoleons auch dem sächsischen Handel und der sächsischen Industrie in den folgenden Jahren nachteilig, so kräftig sich auch der Erfindungsgeist in unsrem Vaterlande damals regte. Unter König Friedrich August II., der das herrliche Königswort: „Vertrauen erweckt Vertrauen“ gesprochen, wurde die erste Eisenbahn nicht nur in Sachsen, sondern die erste größere in Deutschland überhaupt, erbaut. Alle Einwendungen gegen den Bau, ja alle Eiferungen von der Kanzel herunter, denn selbst diese blieben nicht erspart, wußte der König mit dem Hinweis auf die hohe Bedeutung eines Eisenbahnbetriebes zurückzuweisen. Und wie glänzend bestätigte sich seine Voraussicht! Wie schnell folgten der Leipzig-Dresdner Eisenbahn andre Bahnen, zum Heile des Handels, der Industrie und des Gewerbes, die ohne ein flottes Verkehrswesen nicht zu bestehen vermögen. Wie sie unter König Johann gefördert worden sind, wie der allen Werken des Friedens zugeneigte Landesfürst, der gleich Friedrich dem Weisen den Beinamen des „Weisen“ verdiente, alles zu unterstützen bereit war, was zur Erstarkung des heimischen Handels und der heimischen Industrie beitragen konnte, – das steht noch in unser aller Gedächtnis! Und sein erlauchter Sohn, unser ruhmgekrönter König Albert, den der Lorbeer des Siegers nicht minder herrlich schmückt wie die Rosen des Friedens, er ist in die Fußstapfen seines königlichen Vaters getreten! Was hat ihm Sachsen nicht alles in der langen Kette schöner Friedenstage zu verdanken! Erwägt man, wie eifrig in unsrem Sachsenlande Eisenbahnen, Dampfschiffahrt, Handel und Gewerbefleiß gefördert werden, wie sich alle industriellen Unternehmungen heben und erweitern, beherziget man, wie große Sorgfalt auf Wissenschaften und Künste, auf Schulen und hundert andre nützliche Anstalten verwendet wird, so muß man in der That mit aufrichtiger Dankbarkeit und Verehrung zum Throne unsres geliebten Monarchen emporblicken. Wohl dem Lande, des König edel ist! So lange er seinem Volke erhalten bleibt, ist die Wohlfahrt unsres Landes gesichert.

Und sie ist gesichert darüber hinaus!

Der einstige Erbe der Krone wird der älteste Sohn des Prinzen Georg, des Bruders unsres erlauchten Königs, Prinz Friedrich August, sein. Das Sachsenvolk kann auch zu ihm die feste Zuversicht hegen, daß er im Sinne König Alberts die Geschicke seines Landes leiten und allen Bestrebungen, welche auf Förderung von Handel und Industrie, von Gewerbefleiß, Kunst und Wissenschaft gerichtet sind, seine Gunst nicht versagen wird. Prinz Friedrich August ist der fünfte Wettiner dieses Namens. Vor ihm führten denselben bereits die beiden sächsischen Polenkönige,

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite VII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/12&oldid=- (Version vom 23.2.2020)