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Gebr. Franke, Chemnitz
Maschinenfabrik. Spezialität: Maschinen für Zwirnerei-Anlagen.

Diese Firma wurde im September 1867 von den drei Brüdern Aug. Hermann, Carl August und Carl Julius Franke mit bescheidenen Mitteln begründet, denn außer den Genannten bildeten zu Anfang zwei Gehilfen und ein Lehrling das ganze Personal. Der erstgenannte Bruder August Hermann, welcher sehr regen Anteil am Geschäfte genommen hat, starb schon im Jahre 1883, von welcher Zeit ab nur noch Carl August und Carl Julius Franke Inhaber der Firma sind. Diese, von Jugend auf in Spinn- und Zwirnereien, sowie im Spinnereimaschinenbau thätig, erkannten bald, daß für verschiedene Zwirne auch verschiedene Zwirnmaschinen-Konstruktionen sich vorteilhaft verwerten ließen, weshalb dieselben auch den Bau von Zwirnmaschinen als Spezialität wählten. Gleich die erste Zwirnmaschine mit in Sachsen patentierter Spindel- und Obercylinderausrückung fand gute Aufnahme und lenkte die interessierenden Kreise auf die neue Firma.

Besonderes Interesse aber wandte die Firma der Ende der sechziger Jahre in Amerika neu auftauchenden Ringzwirnmaschine zu. Nach vielen Mühen und Versuchen gelang es ihr, eine dergleichen leistungsfähige Maschine herzustellen und dieselbe neben einer Kollektion anderer Zwirnmaschinen auf der Weltausstellung in Wien im Jahre 1873 betriebsfähig zur Anschauung zu bringen, wofür die Firma auch mit der Verdienstmedaille ausgezeichnet wurde. Die im Laufe der Jahre noch vielfach verbesserte Maschine fand überall Beifall und wurde in allen größeren Zwirn- und Spinnereien eingeführt, was der Umsatz in Ringzwirnmaschinen mit beinahe 400 000 Spindeln zur Genüge beweisen dürfte.

Die Fabrik verfügt über mehr als zwanzig verschiedene, wohldurchdacht konstruierte Zwirnmaschinen-Modelle, die verwendet werden, je nachdem Nähfaden, Strick- oder Häkelgarne, Bindfaden, Kamm-, Streich-, Leinen-, Jute- oder Effektzwirne erzeugt werden sollen.

Ferner liefert die Firma noch als Spezialität seit dem Jahre 1876 die ihr mehrfach patentierten Duplierspulmaschinen mit sofortiger Spindelausrückung beim einzelnen Fadenbruch, sowie seit dem Jahre 1878 die eine allgemeine Verbreitung gefundenen, in allen ihren Funktionen selbstthätig wirkenden 10- bis 20-spindeligen Knäuelwickelmaschinen für Häkel- und Strickgarnknäuels.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/129&oldid=- (Version vom 4.8.2020)