sowie der erste Sachsenkönig, der in der Geschichte den Beinamen „der Gerechte“ führt, und Friedrich August II., der Großonkel des heutigen Trägers dieses Namens. Wir haben gesehen, wie seine Vorgänger, die seinen Namen trugen, bemüht waren, für des Landes Handel und Wandel thatkräftig einzutreten, und wir dürfen hoffen, daß auch er sich als edler Fürst den edlen Wettinern anreihen wird. Prinz Friedrich August wurde am 25. Mai 1865 in der Residenzstadt Dresden, dem schönen Elbflorenz, geboren. Eine sorgfältige Erziehung wurde ihm, wie allen seinen hochfürstlichen Geschwistern, zu teil, und nachdem er seine Studien an den Universitäten zu Straßburg im Elsaß und an der Landesuniversität zu Leipzig vollendet hatte, trat er auch mit der Armee in enge Beziehungen. Zeitig schon hatte er den kleinen Dienst im Leibgrenadierregiment kennen gelernt und fungierte später in demselben als Kompagniechef, nachdem er von 1886–1887 im ersten Husarenregiment Nr. 18 zu Großenhain seine Ausbildung als Kavallerist erfahren hatte. Gegenwärtig ist er Oberst und Kommandeur des Schützen- (Füsilier-) Regimentes Prinz Georg Nr. 108, Chef des Kgl. Sächs. 5. Infanterie-Regimentes Nr. 104, à la suite des ersten (Leib-) Grenadier-Regimentes Nr. 100, des ersten Husaren-Regimentes Nr. 18, und K. und K. Oberst-Inhaber des Infanterieregimentes Nr. 45. Man sieht, wie ernst es der Prinz mit seinen militärischen Pflichten nimmt, wie vielseitig seine Thätigkeit auf dem Waffengebiet gewesen ist und noch ist. Aber auch er hat neben dem Mars nie die Werke des beglückenden Friedens außer acht gelassen. Er hat Land und Leute auf Gottes weiter Welt kennen gelernt und mit klarem Blick erschaut, was zu Völker-Wohlfahrt und -Gedeihen frommt. Bevor Prinz Friedrich August bei den Großenhainer Husaren eintrat, begab er sich im Sommer 1886 auf eine längere Reise nach Süd-Europa und im Frühjahr 1890 folgte eine solche nach dem Orient. Aber auch dort, wo die Palmen ihn umrauschten, blieb er dem Lande getreu, in dem seine Wiege gestanden. Prinz Friedrich August gehört um seiner leutseligen, freundlichen Art, um seiner edlen, ritterlichen Erscheinung willen, zu den Lieblingen des sächsischen Volkes. Mit hingebender Liebe hat auch er bereits alle Thaten, welche auf dem arbeitsvollen Gebiete heimischer Industrie, sächsischen Handels und Gewerbfleißes sich vollziehen, verfolgt und allenthalben nicht nur ein hohes Verständnis für sie, sondern auch den Willen gezeigt, alles zu ihrer Förderung zu thun, was in seinen Kräften steht. Das läßt uns auch ohne Bangen die Stunde erwarten, da er einstmals das ruhmvolle Scepter seiner Ahnen ergreifen wird.
Auf seinen beiden größten Reisen sprach Prinz Friedrich August auch am Kaiserhofe in Wien vor, den mit dem sächsischen Hofe schon seit Jahrhunderten innige Beziehungen verknüpfen. Dort lernte er zum erstenmale seine nunmehrige hohe Gemahlin, die Erzherzogin Luise Antoinette Maria von Österreich-Toskana, kennen und lieben. Bald sollte dem Herzensbündnis zwischen der Prinzessin Maria Josepha und dem Erzherzog Otto von Österreich ein neues folgen, das die Freundschaft zwischen dem österreichischen und sächsischen Hofe noch mehr befestigen mußte. Prinz Friedrich August verlobte sich mit der jugendschönen, liebenswürdigen Prinzessin, die am Wiener Hofe durch ihre große Herzensgüte sich aller Sympathien erobert hatte. Die Prinzessin ist an einem denkwürdigen Tage, dem 2. September 1870, geboren, dem Tage, an dem Deutschlands Ruhm von neuem und, so Gott will, für ewig wieder aufgerichtet wurde. Sie hat noch fünf Brüder und drei Schwestern. Ihre Vermählung mit dem Prinzen fand in Wien am 21. November 1891 bei glänzenden Festen statt. Dann zog sie an der Seite des Gatten im Meißnischen Lande ein, und allerorten, wo sie sich sehen ließ, jubelte ihr das Volk in Liebe und Verehrung entgegen.
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite VIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/13&oldid=- (Version vom 23.2.2020)