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C. G. Großmann, Großröhrsdorf
Mechanische Weberei
für Kanevas und Decken zum Besticken, sowie für Gardinen­-
Tapisserie- und Konfektionsstoffe.

Sachsen ist die Hauptpflegestätte der Textilindustrie in ganz Deutschland. In keinem anderen deutschen Staate finden sich so viele große, den Markt beherrschende Weltfirmen wie hier. Oft ist das Domizil eines solchen Hauses ein Dorf, ein kleines, weltabgelegenes Städtchen, dem es auf der Landkarte niemand ansieht, wie bekannt sein Name dem Handel und der Großindustrie ist. Verläßt man zum Beispiel die sächsisch-schlesische Eisenbahnlinie in ihrem Knotenpunkt Arnsdorf und fährt auf der Linie nach Kamenz weiter, so erblickt man unmittelbar vor der Station Großröhrsdorf ein Etablissement, welches infolge seiner gewaltigen Ausdehnung sofort das Auge des Fremden fesselt.

Es ist dies die Fabrik von C. G. Großmann, eine der bedeutendsten Webereien Sachsens. Sie beschäftigt nicht weniger wie 1000 Arbeiter, von denen 600 in der Fabrik, 400 außerhalb derselben thätig sind. Die Hauptprodukte der Firma sind: Kanevas und Decken zum Besticken, Gardinen-, Tapisserie- und Konfektionsstoffe. Der Betrieb ihrer ausgedehnten Werkstätten geschieht durch Wasserkraft in Verbindung mit zwei großen und drei kleinen Dampfmaschinen, die insgesamt 400 Pferdekräfte repräsentiren und von vier Dampfkesseln mit 680m Heizfläche gespeist werden. Die Beleuchtung der Fabrikräume erfolgt durch eine eigene Gasanstalt, welche 600 Flammen produziert und zwei Dynamo­-Maschinen, die 16 Bogenlampen und 650 Glühlampen speisen. Eine vorzüglich organisierte Fabrikfeuerwehr steht dem Etablissement bei Feuersgefahr zur Verfügung.

Diese wenigen Angaben mögen genügen, in flüchtigen Umrissen den kolossalen Betrieb zu skizzieren.

Aus der Geschichte der Firma C. G. Großmann sei folgendes erwähnt. Sie wurde im Jahre 1849 von Carl Gottlob Großmann begründet, der durch rastlose Thätigkeit und ungewöhnliche Energie dem Unternehmen sehr bald eine breite Basis schuf. Nach seinem Ableben ging das Etablissement an die Witwe über, welche die vier Söhne des Begründers, die Herren Karl Ernst, Karl Emil, Otto Richard und Max Florenz Großmann, als Teilhaber aufnahm.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/156&oldid=- (Version vom 4.8.2020)