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als zu klein. Auch eine darauf pachtweise erworbene größere Maschinenwerkstätte und Eisengießerei zeigte sich nach kurzer Zeit als ungenügend, so daß im Jahre 1883 eine 150 m lange und 30 m breite Maschinenhalle erstellt werden mußte. Dieselbe repräsentiert nicht nur hinsichtlich ihrer Bauart eine der schönsten und praktischsten existierenden Maschinenwerkstätten, sondern auch hinsichtlich ihrer maschinellen Einrichtungen. Außer den neuesten deutschen und amerikanischen Werkzeugmaschinen, verdienen besondere Erwähnung die Hebezeuge und Laufkrähne. Die Maschinenhalle besitzt zwei Galerien, wovon jede mit einer Anzahl kleinerer Laufkrähne von geringerer Spannweite versehen sind, welche das Heben kleinerer Lasten bewirken, während mittels zweier durch Dampf betriebene Laufkrähne von 12 000 und 20 000 kg Tragfähigkeit und 15 m Spannweite die schwersten Maschinenteile transportiert werden können. Die Beförderung der Maschinenteile nach den beiden Galerien geschieht durch einen großen Fahrstuhl von ca. 3000 kg Belastungsgewicht. In gleich praktischer Weise ist die Eisengießerei mit drei großen Laufkrähnen von 5000, 7500 und 15 000 kg Tragfähigkeit und 13 m Spannweite ausgestattet, ebenso das Pressengebäude, während eine Rollbahn die einzelnen Werkstätten verbindet. – Diese beschriebene Einrichtung ermöglicht einesteils den Arbeitern die betreffenden Lasten bequem und schnell an die bestimmten Plätze zu schaffen, andernteils einen in jeder Beziehung rationellen Fabriksbetrieb. Im Laufe der Jahre machten sich noch verschiedene Neubauten und Erweiterungen notwendig, so u. a. die Errichtung eines Gießerei- und Pressengebäudes sowie einer Kupferschmiede, so daß die Fabrik in ihrer gegenwärtigen Ausdehnung als die leistungsfähigste Firma ihrer Branche bezeichnet werden darf.

Stets dem Fortschritte huldigend, hat es sich die Firma angelegen sein lassen, ihre Fabrikate durch fortwährende Verbesserungen und Vervollkommnungen auf die Höhe der Zeit zu stellen, so daß dieselben infolge ihrer vorzüglichen Konstruktion und Leistungsfähigkeit im In- und Auslande den besten Ruf genießen. Außer den europäischen Staaten erstreckt sich das Absatzgebiet der Fabrikate dieser Firma auch auf Nord- und Süd-Amerika, China, Japan und Afrika und sie zählt nicht allein die bedeutendsten und renommiertesten Firmen zu ihren regelmäßigen Abnehmern, sondern auch verschiedene Regierungs-Etablissements. Die Fabrik ist daher auch bei allgemein schlechtem Geschäftsgang immer vollständig beschäftigt gewesen.

Die Leistungsfähigkeit der Firma und ihr Bestreben, in ihren Fabrikaten nur das vollkommenste zu bieten, ist aus verschiedenen Ausstellungen durch Auszeichnung mit den höchsten Medaillen anerkannt worden, ebenso wurde ihr die hohe Ehre zu teil, den Besuch Sr. Majestät König Albert von Sachsen zu empfangen und ihr Etablissement einer eingehenden Besichtigung unterzogen zu sehen.

Die Fabrikation erstreckt sich auf den Bau einzelner Maschinen, sowie kompletter Anlagen für Bleicherei, Färberei und Appretur für Garne und Gewebe, sowie für Papier-, Wachs- und Ledertuch- und Gummi-Fabrikation. Besonders zu erwähnen sind dabei nachstehende Spezialmaschinen, welche teils eigene Erfindungen der Firma sind und zur Begründung ihres Weltrufes wesentlich beigetragen haben.

Centrifugal-Trockenmaschinen, welche in mehr denn 4000 Exemplaren in allen Industriezweigen in Thätigkeit sind, Garn-Passier- und -Ausringmaschinen, Garn-Spül-

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/172&oldid=- (Version vom 4.8.2020)