Das Werk ist von zahlreichen Schienenwegen zur Fortschaffung der fertigen Waren auf die Lagerplätze, nach den Verladeplätzen, zur Bahn und zum Wasser durchkreuzt. Es werden Rundhölzer zu Kantholz und Bretter geschnitten und beträgt der jährliche Einschnitt von Rohholz ca. 60 000 Festmeter. Hierbei sind das ganze Jahr hindurch 250 Arbeiter beschäftigt und zeichnet sich das Etablissement besonders durch einen alten Stamm von Arbeitern aus, so daß es schon mehreremale Gelegenheit hatte, 25- und 30-jährige Jubiläen ihrer Arbeiter zu feiern, wobei auch einer durch Verleihung der silbernen Medaille für Fleiß und Treue in der Arbeit und drei andere durch Ehrendiplome ausgezeichnet wurden. Der Absatz der Erzeugnisse erstreckt sich über das Königreich Sachsen, Provinz Sachsen und Hannover und wird derselbe durch die Königl. sächs. Staatseisenbahn und durch den Wasserverkehr vermittelt. Den Wasserverkehr bestreiten fünf eigene größere Fahrzeuge und zahlreiche selbstgebaute große Flöße, sogenannte Prahmen, welche aus Gruben- und anderem Rundholze gebaut werden und Bretter, sowie anderes Schnittmaterial als Oberladung erhalten; auch der Bahnverkehr gestaltet sich sehr lebhaft und erreicht die Zahl der ankommenden und abgehenden Lowries circa 2500 bis 3000 das Jahr.
Die Goldleistenfabrik wurde im Jahre 1881 im Verein mit dem verstorbenen Hof-Vergolder L. Wellhofer von den Inhabern der Firma Gebr. Hering gegründet und beschäftigt sich ausschließlich nur mit der Herstellung des besten Fabrikates von Gold- und Politurleisten zu Bilder- und Spiegel-Rahmen von den einfachsten bis zu den reichverziertesten Arten. Nach dem Tode des Herrn Louis Wellhöfer im Jahre 1886 übernahm die Firma Gebr. Hering das Geschäft für alleinige Rechnung.
Die Goldleistenfabrik beschäftigt das ganze Jahr hindurch 70 Arbeiter, ihre Erzeugnisse sind über den europäischen Kontinent, sowie die anderen Weltteile verbreitet, hauptsächlich aber in Deutschland, Österreich, Holland, Schweiz, Frankreich, Spanien, Ostindien, Australien und Süd-Amerika. Das Fabrikat reiht sich an die besten Erzeugnisse dieser Branche in Deutschland an.
An Auszeichnungen erhielt die Fabrik auf der Ausstellung in Melbourne (Australien) den ersten Preis und in Barcelona (Spanien) die bronzene Medaille, und hat gegenwärtig noch auf der Chicagoer Weltausstellung eine reiche Kollektion ihres Fabrikates ausgestellt.
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/179&oldid=- (Version vom 4.8.2020)