emaillierten Blechwaren, Papier, Spitzen usw.), Ehrenfriedersdorf (Posamentiererei, Klöppelei), Thum mit gleichem Gewerbe, Stollberg (Strumpfwirkerei, Weberei, Barchent-, Flanell- und Tuchmacherei) und das „deutsche Manchester“ – Chemnitz! Chemnitz ist die wichtigste Industriestadt im Königreich Sachsen und besitzt etwa 80 Baumwollspinnereien mit ungefähr 460 000 Spindeln. Eine große Eisengießerei und Maschinenfabrik reiht sich an die andere und bedeutende Web- und Wirkwaren-Fabriken bilden ihre Nachbarschaft. Schon von außen charakterisiert sich Chemnitz durch einen hohen Wald von Schornsteinen als Fabrikstadt. Von hoher Bedeutung ist die Strumpf- und Handschuhfabrikation, die durch bald hundert Firmen vertreten ist, die Kartonnagenfabrikation, Färberei, Eisengießerei und Maschinenbau, Ziegelei, Brauerei usw. Ursprünglich eine Niederlassung der Sorben-Wenden, wurde Chemnitz im 10. Jahrhundert von Heinrich dem Städtebauer durch eine Burgwarte befestigt. Schon bei den Sorben wurde die Leineweberei betrieben und die Industrie hat den ersten Anlaß zur Erbauung des Ortes gegeben, die Industrie, der er sein Aufblühen verdankt. Von Chemnitz wenden wir uns an dem Ufer der Zschopau hinunter und passieren Zschopau (Tuchfabrikation, Weberei), Frankenberg (Fabrikation wollener, halbwollener und seidener Webwaren, Appreturanstalten und Färbereien, Kattun-Druckerei – Sachsens größtes Etablissement dieser Branche – Cigarrenfabrikation, Cigarrenformen- und Parkettfabrikation) und Mittweida, bekannt durch sein 1867 gegründetes Technikum. In Mittweida finden wir vornehmlich Baumwollspinnereien, Baumwoll-, Woll- und Leinwebereien, Maschinenbaufabriken, Färbereien und Cigarrenfabriken. Im östlichen Teile des Zwickauer Kreises haben wir den Flecken Olbernhau, die Städte Zöblitz, Lengefeld und Öderan zu besuchen. In Olbernhau werden viel Holz- und Blechspielwaren gefertigt, auch Zündholz-, Cigarren-, Maschinen- und Pulverfabriken unterhalten. Zöblitz hat Bedeutung durch seine Serpentinsteinfabrikate, Lengefeld durch die Anfertigung von Kattunen, Leinwand, Barchent usw., und Öderan durch seine Teppich-, Decken-, Flanell-, Tuch- und Cigarrenfabriken, Juteartikelfabriken und Gerbereien erlangt. Damit haben wir den Kreis Sachsens, in welchem die Industrie ihre meisten und größten Opferstätten findet, durchwandert.
Ein wesentlich anderes Bild bietet sich uns in der Kreishauptmannschaft Dresden dar. Der Elbstrom hat hier eine gewerbliche Thätigkeit hervorgerufen, die anderen Bezirken versagt ist, die Schiffahrt, die längs der Elbe einen Haupt-Erwerbszweig bildet. Von Öderan, wo wir zuletzt Halt machten, erreichen wir auf der über Berg und Thal führenden Chaussee das alte Freiberg. Welche Schätze sind nun schon seit Jahrhunderten aus den Tiefen der Erde hier zu Tage gefördert! Gehört dem Freiberger Revier doch fast die ganze Produktion Sachsens an Silber (jährlich für etwa 4½ Millionen Mark) an. Neben dem Bergbau macht sich Freiberg noch durch seine Fabriken für Leonische und Lederwaren, Maschinen, Dosen, Schrot, Tabak, Superphosphat usw. bemerklich. Südlich von Freiberg treffen wir auf die Städte Frauenstein, Seyda und den Flecken Seifen. Frauenstein treibt hauptsächlich Viehzucht, und die Straße, die von hier nach Dresden führt, wird volkstümlich die „Butterstraße“ genannt. Seifen ist weithin bekannt durch seine hölzernen Spielwaren und andere Holzwaren, Seifener Waren genannt. Aus dem Freiberger Bezirk treten wir in den Meißnischen Kreis und besuchen zuerst das schöne Thal,
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/23&oldid=- (Version vom 23.2.2020)