Die Bornemannsche Färberei gehört zu denjenigen Geschäften, die, zu einem glücklichen Zeitpunkt ins Leben gerufen, mit der Stadt, in der sie domiliziert sind, gleichmäßig wachsen und sich entwickeln. Im Mai 1839 legte der Vater der jetzigen Besitzer, Johann Heinrich Bornemann (geboren am 16. März 1813 in Lengefeld in Waldeck), den Grund zu der heutigen Großfirma, indem er eine Baumwollengarnfärberei in bescheidenstem Maße errichtete. In regelmäßiger Wechselbeziehung mit der Stadt Meerane und ihrer Industrie wuchs das Geschäft. Drei Jahre später wurde das erste Gebäude erbaut, das den Grundstock zu dem heutigen Fabrikkomplex abgeben sollte, 1870 beschäftigte die Garnfärberei 120 Arbeiter und hatte vier Dampfkessel in Betrieb. Die Leistungen der Firma erfreuten sich eines immer wachsenden Renommees und in Bezug auf Neuheiten stand sie stets in erster Reihe obenan.
Die Garnfärberei sollte nicht allein das Produktionsgebiet der Firma bleiben. Sie errichtete 1870 auch noch eine Stückfärberei mit Appretur für halbwollene Waren. Zuerst in kleinerem Maßstabe ins Leben gerufen, nahm dieser Zweig des Betriebes sehr bald einen günstigen Aufschwung, so daß wenige Jahre später noch baumwollene und wollene Artikel hinzugenommen wurden. Auch in dieser Branche erwarb sich die Firma sehr bald die Anerkennung ihrer ausgebreiteten Kundschaft und unausgesetzt mußten wesentliche Vergrößerungen der Betriebs-Einrichtungen vorgenommen werden.
Mit Aufhebung des Veredelungsverkehrs mit Österreich errichtete die Firma im Jahre 1881/82 in Aussig in Böhmen eine Filiale für Stückfärberei und Appretur halbwollener und wollener Waren, die sich infolge ihrer guten Leistungen ebenfalls schnell Renommee erwarb und in ihrer Anlage fortwährend Vergrößerungen benötigte. Andererseits wieder wurde am 31. März 1887 die Baumwollengarnfärberei in Meerane gänzlich eingestellt und ihre sämtlichen Anlagen und Gebäude wurden in den Betrieb der Stückfärberei und Appretur einbezogen und dementsprechend eingerichtet.
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/52&oldid=- (Version vom 23.2.2020)