und ein technisches Bureau vergrößert, sowie die Aufstellung weiterer Maschinen größten Genres bewerkstelligt und der Bau größerer Supportdrehbänke und Hobelmaschinen und anderer WerkzeugMaschinen mit Erfolg in Angriff genommen.
Bald nachher, 1867, zog sich der Begründer der Firma in den wohlverdienten Ruhestand zurück, das Geschäft seinen beiden Söhnen, den Herren Ferdinand Eduard und Friedrich Heinrich Braun überlassend. Beide machten nun den Bau von Werkzeugmaschinen für Eisen- und Metallbearbeitung zu einer Spezialität des Etablissements. Sie waren Fachmänner im besten Sinne des Wortes, dabei von früh bis abends thätig und verwandten vor allem mit Erfolg ihre in England gemachten reichen Erfahrungen. Es gelang ihnen, die geschäftlich ruhigen Jahre 1868 und 1869 nutzbringend auszubeuten, das Kriegsjahr 1870 ohne wesentliche Störung zu überdauern und mit vollen Kräften die für die Maschinenfabrikation glänzenden Konjunkturen der darauf folgenden Periode von 1871/74 auszunutzen, wobei ihnen ihr Geschäftsprinzip: „Beste Konstruktion bei vorzüglichstem Material“ erfolgreich zu statten kam. Heute erstreckt sich das Absatzgebiet der Firma auf Deutschland, Österreich, Rußland, Frankreich, Italien, Südamerika usw.
Es würde zu weit führen, der Entwicklung der Fabrikanlage bis zum Großetablissement Schritt für Schritt zu folgen. Nur die Hauptstadien sollen hier Erwähnung finden. Von Jahr zu Jahr erweiterte sich der Kundenkreis der Firma, trotzdem dieselbe prinzipiell nicht annoncierte, auch keine Reisenden aussandte, sondern nur durch die Vorzüglichkeit ihrer Erzeugnisse sich ihr Renommee erwarb. Dieselben wurden auf allen von ihr beschickten Ausstellungen prämiiert. Mit den zunehmenden Aufträgen vergrößerte sich auch ihr Produktionsgebiet. So nahm sie 1876, nachdem der eine Chef von der Weltausstellung zu Philadelphia zurückgekehrt war, die Fabrikation amerikanischer Spezialmaschinen auf; der aufblühende Eisenschiffbau veranlaßte sie ferner, die hierzu erforderlichen schweren Eisen- und Blechbearbeitungsmaschinen herzustellen, und bald lieferte sie ganz oder teilweise die Ausstattung für die größten in- und ausländischen Schiffswerften. Dieser neue Zweig ihres Betriebes machte anderseits wieder (1880) den Bau einer großen Montierungs-Werkstätte von 10,5 m Krahnhöhe, mit Laufkrähnen bis 50 000 kg Tragfähigkeit, sowie 1883 die Errichtung einer neuen, großartig eingerichteten Eisengießerei (von 70 m Front und 10,5 m Krahnhöhe) für schwerste Gußstücke erforderlich, zu der drei Jahre später eine weitere Montierungswerkstatt von 65 m Front mit 10 Laufkrähnen, Räume für eine permanente Ausstellung ihrer Werkzeugmaschinen und ein großes dreistöckiges Magazin nebst Niederlagsräumen und eine Dampfhammerschmiederei sich gesellte, so daß das Etablissement nunmehr auf 550 bis 600 Arbeiter eingerichtet und mit 310 größeren und kleineren Werkzeugmaschinen ausgestattet ist. Unter den letzteren befinden sich große, schwerste Doppel-Horizontal-Bohr- und Fräs-Maschinen, hydraulische Hebewerke, Hobelmaschinen, die Stücke von 13,5 m Länge, 3 m Breite und 3,5 m Höhe zu bearbeiten vermögen, Supportdrehbänke mit bis 12,5 m Drehlänge, ferner 26 Lauf- und Drehkrähnen. Die Dampfanlage des Etablissements besteht aus 6 Dampfmaschinen zu 160 Pferdekräften mit 3 Dampfkesseln zu 60 bezw. 110 bezw. 120 □m Heizfläche.
Die Fabrik hat stets ihr volles Arbeitspersonal beschäftigt und nie eine Stunde wegen Arbeitsmangel ihren Betrieb ausgesetzt oder Arbeiter entlassen, auch nie durch einen Streik gelitten. Der größte Teil der Arbeiter ist verheiratet; viele von ihnen sind dreißig und mehr Jahre im Geschäfte thätig. Dabei herrscht ein geradezu patriarchalisches Verhältnis zwischen Arbeitgeber und
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/62&oldid=- (Version vom 2.4.2020)