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von seiner verzweifelten Lage ablenkte. Das, was er beobachten durfte, war ein Fliegerkampf in den Lüften über ihm. Aus den Bewegungen der fünf dort oben kreisenden künstlichen Riesenvögel ersah er, daß zwei davon offenbar deutsche Flugmaschinen waren, die über ihre Gegner in engen Spiralen hinwegzusteuern trachteten, um so eine bessere Angriffsmöglichkeit zu haben. Dann plötzlich begann erst eines der Flugzeuge, die er für feindliche hielt, zu taumeln und sich zu überschlagen, gleich darauf ein zweites. Sie stürzten mit rasender Geschwindigkeit abwärts, entschwanden dann aber aus seinem Gesichtsfelde, bis zwei dumpfe Krache über ihm ihn belehrten, daß sie ohne Zweifel in die Schlucht gefallen waren und nun sicher als traurige Trümmerhaufen irgendwo in nächster Nähe auf dem geschoßzerwühlten Boden lagen.

Kaum war dieses aufregende Zwischenspiel vorüber, als die Kanonade auch schon wieder mit alter Stärke aufs neue einsetzte, so daß Plautsack nach den ersten Granaten, die mit donnerndem Widerhall in der Schlucht krepierten, sich schleunigst an seinen alten Platz in die Nähe der breiten Spalte zurückzog. Hier hörte er den Lärm des Artilleriefeuers nur noch gedämpft, konnte aber an dem Dröhnen der Höhlendecke ganz genau jeden Granattreffer feststellen, der den Boden der Schlucht zerfurchte.

Unser armer, auf sich allein angewiesener Musketier saß in trübem Sinnen auf dem harten Gestein und grübelte über seine verzweifelte Lage nach. Dann aber sagte ihm sein knurrender Magen, daß er die Dinge vielleicht mit anderen Augen ansehen würde, wenn er erst eine kräftige Mahlzeit zu sich genommen hatte. Zum Glück hatte er ja die eiserne Ration, den Beutel mit den kleinen, harten

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W. Belka: Die Höhlen von Saint-Pierre. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_H%C3%B6hlen_von_Saint-Pierre.pdf/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)