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An die seltsamen Lebensbedingungen hier unten in tiefster Finsternis hatten sie sich mittlerweile völlig gewöhnt. Trotzdem dachten sie jede Stunde daran, ob es nicht für sie eine Möglichkeit gebe, ihr weites Gefängnis zu verlassen. Blenkner untersuchte zu diesem Zweck noch verschiedentlich die Turmgelasse, mußte sich aber stets aufs neue sagen, daß man sich von hier aus keinen Ausweg an die Oberfläche bahnen könnte.

Nur zu bald begann die Langeweile ihren unheilvollen Einfluß besonders auf die weniger widerstandsfähigen Naturen Balders und Plautsacks geltend zu machen. Hierzu kam noch, daß das Dasein in beständiger Dunkelheit – denn Beleuchtung durfte man sich stets nur ein paar Stunden am Tage leisten – sehr niederdrückend wirkte. Jedenfalls hatte der Gefreite, der alle Widerwärtigkeiten mit größtem Gleichmut und mit stets derselben guten Laune ertrug, es mit „Max und Moritz“ nicht leicht. Diese waren oft recht gereizt, nahmen jedes harmlose Wort übel und gerieten sogar untereinander in Zwist, bei dem zuweilen schon heftige Worte fielen.

Die einzige Zerstreuung bildete noch das Angeln. Um diesen Sport auch ohne Licht ausüben zu können, hatte Blenkner das Angelgerät so eingerichtet, daß man die Angelschnur, die oben an der Spitze des Stockes durch einen Ring lief, in der Hand behielt und so an dem Ruck merkte, wenn ein Fisch gebissen hatte. Hierdurch war der Schwimmer überflüssig geworden, den man bisher stets hatte beobachten müssen, wozu immer ein größeres Feuer oder eine der Laternen nötig gewesen war.

Der Fischreichtum des kleinen Sees war wirklich überraschend groß. Eines Tages in der dritten Woche ihrer

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W. Belka: Die Höhlen von Saint-Pierre. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_H%C3%B6hlen_von_Saint-Pierre.pdf/35&oldid=- (Version vom 31.7.2018)