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rings um ihn tobte eine wahre Hölle. Granaten schleuderten Sand und große Erdbrocken umher, Schrapnellkugeln pfiffen ohne Unterlaß durch die Luft, stickige Dämpfe begannen das Tal zu füllen. Der dicke Infanterist schwitzte vor Erregung, daß ihm die Tropfen nur so über das feiste, glattrasierte Gesicht liefen. Aber mit der Zeit gewöhnte er sich an den Lärm und an die ihn umdrohende Todesgefahr. Er hoffte, daß das Geschützfeuer bald wieder nachlassen würde und daß er dann heraus könne aus dieser von Pulvergasen vergifteten Schlucht, in der ihm jetzt schon das Atmen schwer fiel. Er ahnte nicht, daß sein Unstern ihn gerade am Vorabend des Tages an die Sommefront geführt hatte, an dem der Feind zur Vorbereitung seiner großangelegten Durchbruchsversuche mit dem achtundvierzig Stunden währenden Trommelfeuer zur Zerstörung der ersten deutschen Stellung begann.

Das Artilleriefeuer schwoll, nachdem es nur eine knappe Viertelstunde ein wenig nachgelassen hatte, zu unerhörter Heftigkeit an. Noch immer lag die Schlucht unter schwerstem Feuer. Ein wahres Wunder war’s, daß der arme Musketier unverletzt blieb. Jetzt feuerte der Feind mit Geschossen eines Kalibers, die an dem jenseitigen Abhang beim Einschlagen ganze Erdstürze hervorriefen. Und eines dieser Riesenprojektile, die mit einem wahrhaft satanischen Geheul angesegelt kamen, sauste dann keine acht Schritt vor Plautsacks Schlupfwinkel nieder, krepierte und warf den kleinen Mann zusammen mit einer Wolke von Erdschollen in die Höhe, ließ ihn sich mehrmals überschlagen und dann rückwärts mit dem Kopf zuerst in die Tiefe hinabrutschen. Was half es, daß er die Finger in den Boden krallte …?! Er rutschte

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W. Belka: Die Höhlen von Saint-Pierre. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_H%C3%B6hlen_von_Saint-Pierre.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)