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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

sämmtlich Enthusiasten für diese Idee, schlossen sich zusammen und bildeten hier vor 8 Jahren den Verein, der sich jetzt neuamerikanisches Phalanstère nennt. Jedes Mitglied setzte 1000 Dollars ein, und nun kaufte man Land und begann nach den von der Gesellschaft entworfenen Gesetzen zu arbeiten. Im Anfang stießen sie auf große Mühseligkeiten, besonders weil es an den Mitteln fehlte Häuser zu bauen, Geräthschaften einzukaufen etc. etc. Es war schön und rührend zu hören, welchen Beschwerden und Arbeiten sich die Frauenzimmer unterworfen haben, die an dergleichen wenig gewöhnt waren, wie beharrlich und mit welch gutem Muth sie ausharrten und wie sie brüderlich von den Männern unterstützt wurden, die gleich den Weibern in jeder Art der Arbeit nur die Ehre und die Nothwendigkeit der Arbeit sahen und nicht danach fragten, ob es ein Männer- oder Weiber-Geschäft sei. Sie hatten viel Böses ausgestanden, waren aber dabei stark und geduldig geworden. Jetzt haben sie das Schlimmmste überwunden, die Anstalt war in bedeutender Zunahme begriffen; man war darauf bedacht, neue Häuser zu bauen, besonders einen großen Speise- und Gesellschaftssaal, wie auch in Küche und Waschhaus Maschinerien einzuführen, wodurch man vom schwersten Theil der Handarbeit erlöst werden sollte. Die Zahl der Mitglieder war bis auf etliche 70 gestiegen. Die Anstalt hat ihr eigentliches Einkommen von Mühlen, sowie vom Acker- und Obstbau; man pflanzt Pfirsiche, Melonen, Tomatos (eine sehr hübsche rothe Obstart, die man als Salat benützt und sehr liebt). In den Mühlen wird Homouny gemahlen, eine Art Maiskorn oder indianisches Korn, das man als Grütze kocht und allgemein ißt, besonders zum Frühstück.

Abends versammelte sich eine großer Theil des Phalanstère-Staates in einem Gesellschaftszimmer; verschiedene Personen wurden mir vorgestellt und ich sah

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/101&oldid=- (Version vom 11.5.2019)