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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band

schönen Kindern. Hier ist es auch ruhig und schön. Ich kann allein und still umherwandeln, allein lange Ausflüge in die Gegend machen. Unter den Bäumen hier bemerke ich prächtige Hängeweiden, wahrhaft kolossale Bäume. Sie sind noch ganz grün. Die Trauben sind reif im Garten. Markus braucht blos die Hand über den Erker in den Garten hinauszustrecken, wo Weinreben eine Laube bilden, um die ganze Haud voll schöner Trauben zu bekommen, womit er uns dann bewirthet. Und ich spaziere oft in einem langen gewölbten Rebengang und pflücke und esse. Die Trauben sind hell, violett, klein, recht süß und angenehm, haben aber immer zu innerst einen kleinen, dicken Klumpen, der säuerlich und unreif ist. Das soll den Trauben hier zu Lande eigen sein. Die Veranda, die das Haus auf der Vorderseite schmückt, prangt jetzt mit den schönsten Chrysanthemen. Im Sommer sollen eine Menge Kolibri die Rosen- und die Gaisblatthecken umflattern.


New-York. Ninth-Street.
Donnerstag, den 15. November.  

Wieder eine Unterbrechung von mehreren Tagen! Mein liebes Kind, das Leben ist für mich wie ein rascher Strom und ich muß mit ihm fahren und zusehen, daß ich das Leben behalte. Nähere Beschreibung der Fahrt und ihrer Abentheuer muß ich aufschieben, bis wir uns wieder treffen. Jetzt kann ich Dir blos das Wesentlichste aufzeichnen. Letzten Sonntag Vormittag war ich mit meinen Freunden in der Kirche, einer schönen Kirche mit farbigen Glasfenstern, die ihr eine etwas düstere Beleuchtung geben. Man ist hier so bang vor dem Sonnenschein. Die Kirche war gut, aber der Prediger, ein

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Erster Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Erster_Band.djvu/112&oldid=- (Version vom 11.5.2019)